06.09.2018

Ahmed Noorzai startet durch

Alltag auf der Station: Der angehende Alten­pfleger Ahmed Noorzai begleitet Maria Köhne in die Cafeteria. Fotos: Maas

Dortmund-Huckarde. Ahmed Noorzai wird fast schon stürmisch von Maria Köhne begrüßt. Die ältere Dame, die im Altenzentrum St. Antonius in Huckarde lebt, hat den jungen Mann vermisst. „Wir sind immer ganz gut fertig geworden, da oben bei uns“, findet sie. Ahmed Noorzai lächelt. Es ist ein offenes, sympathisches Lächeln. Er hat seine Ausbildung zum examinierten Gesundheits- und Krankenpfleger beim Caritasverband Dortmund begonnen. Doch vor gut zweieinhalb Jahren war die Zukunft des gebürtigen Afghanen noch völlig ungewiss.

„Ich kam am 3. Januar 2016 nach Deutschland”, erzählt der 30-Jährige. Seine Flucht führte ihn über Pakistan und den Irak in die Türkei, von da aus ging es weiter nach Griechenland. „29 Tage war ich unterwegs“, sagt Noorzai und wird still. Das alles erzählt der 30-Jährige in fließendem Deutsch, nur hin und wieder stockt er, muss nachdenken. Doch man merkt sofort: Ahmed Noorzai hat etwas zu sagen.

Hier in Dortmund kam er zum Qualifizierungszentrum der Caritas Dortmund im Joseph-Cardijn-Haus. Sascha Abdinghoff, der dort als Koordinator arbeitet, wurde auf den jungen Mann aufmerksam. Als „lernwillig und bereit, hier Fuß zu fassen“, beschreibt Abdinghoff den Afghanen, der in seiner Heimat bereits als Dolmetscher und Automechaniker gearbeitet hat. Dass er beruflich flexibel ist, liege wohl auch an der Situation in seiner Heimat. Wenn man dort nicht genug Geld verdient oder keine Anstellung findet, „sucht man eine andere Arbeit“.

Die Altenpflege, wie sie in Deutschland praktiziert wird, war Ahmed Noorzai allerdings völlig fremd. „Wir haben keine Altenheime, wir machen das selbst in der Familie.“ Dennoch trat der junge Mann an die Caritas heran, um genau diesen Beruf zu erlernen. Stephan Schaeper, Einrichtungsleiter im Altenzentrum St. Antonius, arbeitete zusammen mit Sascha Abdinghoff einen Plan aus. Beide sind stolz darauf, wie hier verschiedene Abteilungen der Caritas Dortmund zum Wohl ihres Schützlings zusammengearbeitet haben.

Alles begann dann im Dezember 2016 mit einem Praktikum. Die Chemie stimmte, doch es gab eine Hürde.

„Um die Ausbildung absolvieren zu können, braucht man einen Hauptschulabschluss“, erklärt Stephan Schaeper. Den erreichte Ahmed Noorzai nach nur einem knappen Jahr Schule Ende 2017. „Das ist ein ganz normaler Hauptschulabschluss, wie ihn auch Deutsche machen, keiner speziell für Flüchtlinge”, weiß der Einrichtungsleiter.

Für Ahmed Noorzai gehört es auch zu seinen Aufgaben, die Senioren etwa in den Speisesaal zu begleiten. Gerade ist er mit Maria Köhne unterwegs. Sie erzählt aus ihrem Alltag. Auch hier ist er aufmerksam, hört genau zu. Die Heimbewohner haben dabei wenig Berührungsängste und fragen den 30-Jährigen häufig nach seiner Geschichte.

Mit Blick auf die Zukunft bleibt Ahmed Noorzai bescheiden. Pläne schmiede er noch keine, zuerst will er die Ausbildung abschließen. „Ich weiß nicht, ob ich das bis zum Ende machen kann. Gucken wir mal, wie es geht.“ Und wenn er erfolgreich ist, muss er sich um einen Arbeitsplatz keine Sorgen machen.

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