15.04.2016

Basta, so ist es!

Ein guter Trainer kennt seine Spieler und die Spieler vertrauen ihm. Bundestrainer Joachim Löw mit Nationalspieler Emre Can. Foto: picture-alliance/Pressefoto Rudel

Berufung durch Gott erfordert eine persönliche Entschiedenheit ohne Verzögerung.

Eigentlich wirkt der Abschnitt aus dem heutigen Evangelium sehr vertrauenerweckend und beruhigend. Jesus gibt den Leuten, die dort sind, Zusagen für eine ruhige Zukunft. Die, die auf ihn hören, werden nicht verloren gehen. Sie werden nicht aus der Hand des Vaters gerissen werden. Sie werden das ewige Leben haben. So weit, so gut.

Aber irgendwie klingt ein drängender Unterton mit. Er spricht vom Zugrundegehen, vom Entrissenwerden, von Leben und Tod. Im Zusammenhang gelesen merkt man, dass diese kurze Passage aus einem Streitgespräch mit den Juden während des Tempelweihfestes ist. Die Juden werfen Jesus vor, er sei ungläubig und würde Gott lästern. Daraus folgt in unserem Abschnitt die Betonung darauf, dass er und der Vater eins sind. Also kann er ja gar nicht ungläubig sein und Gott lästern, da er selbst Gott ist. Die Juden wollen Jesus ergreifen und steinigen, aber Jesus entkommt ihrer Hand. Und deshalb macht er umso deutlicher, dass niemand der bergenden Hand des Vaters entrissen werden kann.

Diese wenigen Zeilen wirken auf mich wie ein Stakkato, wie eine SMS oder eine Nachricht auf Twitter. So kurz wie möglich soll eine Nachricht gefasst sein. – Meine Schafe – meine Stimme – meine Hand – mein Vater – sie kennen mich – sie folgen mir – sie werden nicht entrissen – sie gehen nicht verloren – sie werden ewiges Leben haben. Für mich klingt das wie: Basta! So ist es und nicht anders. Wie nur kann ich das nicht unglaublich toll finden, wo es doch um meine Zukunft geht? Und um eine sehr beruhigende Verheißung?

Dieser vierte Ostersonntag, der „Sonntag des Guten Hirten“, ist auch der Weltgebetstag um geistliche Berufe. Der benutzte Vergleich mit den Schafen und dem Hirten stößt uns immer ein bisschen auf. Denn Schafherden oder Hirten kennen nur noch die wenigsten von uns. Und, seien wir ehrlich: Wer will schon ein Schaf sein? Aber Jesus benutzt dieses Bild, weil es zu seiner Zeit alltäglich und gut für diesen Vergleich zu nutzen war.

Welchen Vergleich würde er heute nehmen? Vielleicht der Fußballtrainer mit seiner Mannschaft. Wir Deutschen sind fußballverrückt und wenn demnächst wieder Europameisterschaft ist, werden viele Millionen Leute an Jogi Löws Stelle sein wollen. Ein guter Trainer kennt seine Spieler. Er kennt die Fähigkeiten und Stärken. Er weiß, auf welcher Position der jeweilige Spieler seine Möglichkeiten am ehesten nutzen kann. Aber er kennt auch seine Schwächen, seine spielerischen Mängel. Wo immer es geht, wird der Trainer seine Spieler schützen: vor sich selber und mancher Selbstüberschätzung, vor Überlastung und Erschöpfung, vor unguten Entwicklungen. Und er wird ihm vertrauen und zu ihm stehen, auch wenn es mal nicht so läuft und andere über ihn herfallen. Und der Spieler vertraut seinem Trainer. Eben auch, weil er ihn kennt und weil er weiß, dass er ihn zu seinem Besten und zum Wohl der Mannschaft einsetzen wird. Denn das Ziel ist für beide gleich: Es geht immer um den Sieg, um das Weiterkommen, um die Meisterschaft oder den Pokal.

Nach meiner Berufsausbildung und den ersten Jahren im Beruf wurde mir immer klarer, dass Gott mich in seiner Mannschaft haben wollte. Er wusste eine Position für mich, die nur ich ausfüllen konnte. Und es waren nur kurze, kaum erklärbare Dinge, die ich gespürt habe: – Ich kann und will etwas für Menschen tun – Ich spüre, dass da eine Hand ist, die mich führt – Ich bete gern und feiere gern Gottesdienst – Ich habe eine Gemeinschaft gefunden, in der ich mich geborgen fühle.

Also bin ich dieser Berufung in die Mannschaft Gottes gefolgt und versuche jeden Tag neu, meinen Platz so auszufüllen, wie Gott es gemeint hat. Und das Ziel ist klar: Es ist das ewige Leben, das mir und allen verheißen ist, die an Gott glauben und in seiner Hand bleiben.

Sr. Katharina Hartleib OSF

ist Olper Franziskanerin und geistliche Begleiterin im Konvent San Damiano in Olpe

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