04.12.2015

Der Weg braucht ein Ziel

Vom Innenraum kann der Blick auf den Schöpfungsgarten gerichtet werden, der so Teil des Kirchenraumes wird. Foto: Schilling Architekten

Paderborn (pdp). Das Jugendhaus Hardehausen und die Landvolkshochschule Anton Heinen teilen sich als Bildungshäuser des Erzbistums Paderborn nicht nur die ehemalige Klosteranlage in Hardehausen als gemeinsames Zuhause. Vielmehr nutzen auch Besucher beider Häuser die Kirche in Hardehausen. Diese wurde 1966 eingeweiht. Jetzt wird sie durch einen Umbau neu gestaltet – zu einer „Kirche der Annäherung“.

„Eine Neugestaltung der Kirche nach fast einem halben Jahrhundert lag nahe. Im Mai 2009 wurde diese Neugestaltung beim Erzbischöflichen Generalvikariat in Paderborn angezeigt. Seitdem wurde das Konzept für die neue Kirche in Hardehausen von vielen Beteiligten partnerschaftlich entwickelt“, so Prälat Thomas Dornseifer, stellvertretender Generalvikar und Leiter der Haupt­abteilung Pastorale Dienste im Erzbischöflichen Generalvikariat.

Ende 2010 fand zunächst das Symposium „Kirchenupdate Hardehausen“ mit dem Pastoraltheologen Prof. Dr. Hans Hobelsberger von der KatHO Paderborn und dem Kölner Architekten Professor Johannes Schilling mit Lehrbeauftrag an der Fachhochschule Münster statt. Zentral war die Frage, wie eine Kirche aussehen könnte, in der Jugendliche sich wohlfühlen und eine Ahnung vom Göttlichen bekommen. Es folgte im April 2011 ein Workshop-Wochenende mit Architektur- und Theologiestudierenden, an dem konkrete Ideen für die neu zu gestaltende Kirche entwickelt und mit Preisen ausgezeichnet wurden. Die Ergebnisse aus Symposium und Workshop sind derzeit an der Westseite des Kreuzgangs dokumentiert. Im Januar 2012 wurde Architekt Prof. Schilling dann von Generalvikar Alfons Hardt damit beauftragt, die Siegerideen zu konkreten Entwürfen weiterzuentwickeln und umzusetzen. Die Entwürfe wurden im Dezember 2012 und im Januar 2013 den Gremien des Erzbistums vorgestellt.

Das Wesentliche des Konzeptes der neuen Kirche ist der sogenannte mystagogische Ansatz: „Die neue Kirche soll eine ‚Kirche der Annäherung‘ sein. Jugendliche haben heute keine selbstverständliche Verbindung mehr zum Glauben. Zugänge zu einem Kirchenraum und zur in ihm gefeierten Liturgie sind nicht mehr intuitiv. Jungen Menschen muss eine Hinführung zur Feier der Liturgie und damit eine bewusste Teilnahme ermöglicht werden“, erklärte Jugendpfarrer Stephan Schröder, Direktor des Jugendhauses Hardehausen. Anders ausgedrückt: Der Weg ist das Ziel – die Suche nach dem Weg hin zu Gott und der Weg selber wurden daher zum architektonischen Grundprinzip. Der Zugang zur neuen Kirche in Hardehausen wird deshalb über einen U-förmigen Glas­umgang erfolgen, der es über einzelne Stationen, sogenannte „Erzählorte des Glaubens“, möglich macht, sich Gott „Schritt für Schritt“ zu nähern und so zur architektonischen und theologischen Mitte des Kirchenraumes zu gelangen.

Architektonisch wird sich an der Kirche in Hardehausen entsprechend des pastoralen Konzeptes einiges verändern: „Man kann mit Recht sagen, dass hier in Hardehausen in den kommenden Monaten ein in Deutschland einzigartiger Sakralbau entstehen wird. Dabei war es uns wichtig, den alten Kirchenraum nicht zu verwerfen, sondern ihn weiterzuentwickeln und für die heutige Zeit zu öffnen“, sagte Diözesanbaumeisterin Emanuela von Branca. Die in den sechziger Jahren von Bernhard Kösters entworfene Zeltkirche wird deshalb im Grundriss erhalten bleiben. Ändern wird sich ihre Fassade: „Der Kirchenraum wird Glasfronten erhalten, wodurch sich die Lichtverhältnisse deutlich verbessern werden“, erläuterte Emanuela von Branca. Gäste des Jugendhauses und der Landvolkshochschule können die Kirche demnächst direkt vom Kreuzgang aus betreten. Für Kirchenbesucher von außen gibt es weiterhin einen Zugang über den Kirchenvorplatz.

Der Glasumgang, der hinter dem Paradies beginnt, wird das wesentliche Element der baulichen Erweiterung sein. Weitere baulich neu zu realisierende Elemente werden sein: der zehn Meter hohe, würfelförmige Turmbau mit rund 30 Quadratmetern Grundfläche, die als Rundbau umgesetzte Sakramentskapelle auf der Längsachse des Umgangs und der Schöpfungsgarten.

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