09.06.2017

Der Wiederbringer

Antonius predigt den Fischen – Darstellung im Dom zu Padua. Foto: C. Auffenberg

„Unsere Zeit ist durch das hohle Wissen ihrer Leser und Zuhörer so weit gekommen, dass sie des Lesens überdrüssig wird und nur ungern zuhört, wenn sie nicht gewählte, wohlüberlegte und modern klingende Worte liest oder hört.“ Um wen geht es in diesem Satz?

von Claudia Auffenberg

Es scheint klar zu sein: um all die, die ihre Augen nicht vom Smartphone lassen können und denen zur Kommunikation 140 Zeichen bzw. diverse kleine bunte Bildchen reichen natürlich … Falsch: Dieser Satz stammt von Antonius von Padua, einem der beliebtesten Heiligen der katholischen Welt. Bis heute ist er ungemein populär, weil er – um es im Politik­sprech zu formulieren: einen guten Job macht. Er bringt nämlich verlorene Sachen wieder. Der Westfale spricht daher auch gern vom „Klüngeltünnes“, um ihn vom anderen Antonius, dem „Fickel­tünnes“ zu unterscheiden. Von dem hat er übrigens seinen Ordensnamen. In Bayern nennen sie Antonius von Padua den „Kindltoni“, weil er meistens mit dem Jesuskind im Arm dargestellt ist.

Um 1195 wurde er in Lissabon als Sohn einer wohlhabenden Adelsfamilie geboren. Damals hieß er noch Fernando Martim de Bulhões e Taveira Azevedo. Er wurde zunächst am Augustinerkloster ausgebildet und 1212 zum Priester geweiht. 1220 schloss er sich den Franziskanern an. Bewegt worden dazu war er durch die Beerdigung der sogenannten marokkanischen Märtyrer. Das waren fünf Franziskaner, die in Marokko versucht hatten, zu missionieren und auf grausige Weise ermordet worden waren. Antonius beschloss, ebenfalls als Franziskaner nach Marokko zu gehen und dort zu missionieren. Doch er wurde krank und kam auf Umwegen nach Assisi, wo er 1221 Franziskus persönlich kennenlernte. Die Franziskaner erkannten seine rhetorische Begabung und machten ihn zum Bußprediger. Bald nannten sie ihn den „Hammer der Ketzer“, er galt als bedeutendster Prediger seiner Zeit. Unglaubliche Dinge sollen seine Predigten bewirkt haben. Da wird zum Beispiel von einem jungen Mann erzählt, der seiner Mutter einmal einen Fußtritt gegeben hatte. Nach dem Hören einer solchen Bußpredigt soll er sich den Fuß abgehackt haben; Antonius fügte ihn wieder an.

In Rimini allerdings verweigerte sich die Bevölkerung zunächst, so erzählt es eine weitere Legende: Die Leute wollten Antonius nicht hören, wohl aber die Fische. Sie kamen zum Ufer, reckten ihre Köpfe aus dem Wasser und lauschten. Dies zu sehen, bekehrte dann doch die Einwohner.

Am 13. Juni 1231 starb Antonius in Padua, sein Grab befindet sich heute in der riesigen, eigens dafür errichteten Kathedrale. Und weil er so ein großer Prediger war, gehört zu den ausgestellten Reliquien die Zunge des Heiligen.

Und was ist mit den verlorenen Sachen? Auch diese „Zuständigkeit“ leitet sich aus einer Legende ab: Ein Mönch soll einmal ohne zu fragen den Psalter des Antonius mitgenommen haben. Daraufhin wurde er dermaßen von Erscheinungen heimgesucht, dass er ihn wieder zurückgab.

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