16.08.2018

Die mit den Moskitos sang

Rosa von Lima auf einem Altarbild von Lazzaro Baldi aus der römischen Kirche S. Maria sopra Minerva. Foto: Joachim Schäfer, Ökumenisches Heiligenlexikon

Was für ein schöner Name, an dem das hitzegeplagte Auge beim Segeln über dem Heiligenkalender innehält: Rosa. Am 23. August wird sie gefeiert, sie, das ist Rosa von Lima.

von Claudia Auffenberg

Lima ist die Hauptstadt von Peru und irgendwie produziert das Kopfkino das Bild einer schönen anmutigen Frau mit schwarzem Haar, einer, die das Leben leicht nimmt. Doch was die Literatur über sie zu berichten weiß, ist genau das Gegenteil. Sie hat das Leben schwergenommen, sogar mit Absicht.

Geboren wurde sie am 20. April 1586 in Lima, wo sie auch 1617 mit gerade mal 31 Jahren starb. Sie war die Tochter eines spanischen Ehepaares im damals spanischen Vizekönigreich Peru. Die Legende berichtet, dass ihre Mutter bei ihrer Taufe eine Rose über ihr sah, weswegen Isabella Flores de Oliva, so ihr Taufname, später Rosa genannt wurde. Eine andere Legende besagt, dass eine Indiofrau das gerade geborene Mädchen wegen seiner Schönheit Rosa genannt habe.

Was nun folgt, ist ein wesentlicher Teil vieler Heiligengeschichten: Schon als Kind zeigt sie eine besondere mystische Begabung, sie ist erstaunlich selbstbeherrscht, als ihr zum Beispiel ein gequetschter Finger abgenommen wird, erträgt sie die Amputation ohne Narkose.

Als junge Frau soll sie natürlich heiraten, verweigert sich aber und will lieber Ordensfrau werden. Die Familie versteht nicht, es kommt zum Konflikt, der teils auch handgreiflich ausgetragen wird. Dennoch bleibt sie dort und schließt sich dem dritten Orden der Dominikaner an, d. h. sie lebt die dominikanische Spiritualität im Alltag. In Lima gab es nämlich kein Kloster. Ihr Versuch, eines zu gründen, war erst nach ihrem Tod erfolgreich. Rosa errichtet im Garten ihrer Eltern eine Holzbaracke, in der sie lebt. Durch Hand- und Webarbeiten unterstützt sie ihre Eltern. Sie fastet und legt sich derartig heftige Bußübungen auf, sodass ihre Beichtväter einschreiten.

Und weil unsereins gerade unter einer Wespenplage leidet, noch diese Episode: In der Nähe ihrer Hütte lebten viele Moskitos, die die Menschen piesackten, Rosa aber verschonten. Sie selbst sagte, sie habe sich mit den Tieren angefreundet und bete mit ihnen gemeinsam. Ein Besucher soll tatsächlich erlebt haben, dass die Moskitos zu summen anfingen und harmonisch in Rosas Gesang einstimmten. Mit den Menschen, genauer gesagt, mit den Klerikern und Kolonialherren war sie eher weniger angefreundet, sie übte scharfe Kritik am ausschweifenden Lebensstil und an der Brutalität gegenüber den Indios.

Im Volk war sie hochverehrt. Als sie 1617 starb, musste die Beerdigung mehrfach verschoben werden, weil so viele Menschen sie noch einmal sehen wollten.

Was eigentlich faszinierte die Menschen damals an so einer Frau, einer Frau, die sich geißelte? Und welche Inspiration kann so jemand für uns Heutige geben? Das Thema könnte so etwas wie Opferbereitschaft sein. Nicht im Sinne einer Geißelung natürlich, aber zu sehen, zu welcher Hingabe Menschen bereit sind, wenn sie von etwas wirklich begeistert sind, das ist auch heute immer noch faszinierend.

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