26.08.2016

Mehr Zeit für die Pflege

Hier verbringen sie nun weniger Zeit: Mathilde Reddemann (r.), stellvertretende Pflegedienstleiterin, erklärt Doris Schönberger das neue Dokumentationssystem.

Marsberg-Beringhausen. Weniger Schreibarbeit und mehr Zeit für die Pflege – das ist unter anderem das Ziel einer Umstellung der Pflegedokumentation in der Altenpflege auf die „Strukturierte Informationssammlung“, kurz SIS. Diese wird derzeit im Altenheim St. Franziskus in Marsberg-Beringhausen erprobt, bisher mit großem Erfolg.

Das Altenheim St. Franziskus hat als erste Einrichtung der Franziskanerinnen Salzkotten auf das neue Dokumentationsmodell umgestellt, das die Bürokratie maßgeblich vereinfacht. Die Initiative dazu ging von Schwester M. Cornelia Büdenbender aus, der Qualitätsbeauftragten des Trägers.

„Wir hatten anfangs nicht gedacht, dass die Umstellung so schnell geht und auf so viel Akzeptanz stößt“, freut sich Andrea Hajny, Pflegedienstleiterin. In nur sechs Monaten wurde die Dokumentation umgekrempelt, eine neue Software installiert, alle Mitarbeiter geschult, die Daten und vor allem die Wünsche der Bewohner neu erfasst. „Das war natürlich erst einmal mehr Arbeit, die sich aber jetzt als Zeit­ersparnis auszahlt“, erklärt Mathilde Reddemann, stellvertretende Pflegedienstleiterin. Noch wichtiger ist für sie, dass die Wünsche der Bewohner mehr als bisher im Mittelpunkt stehen. Früher wurden in einem Biografiebogen zu vorgegebenen Themen Fragen zu Gewohnheiten und Vorlieben gestellt. Nicht alle Fragen waren dabei relevant. Jetzt erhält der Bewohner zunächst drei offene Fragen: Was bewegt Sie im Augenblick? Was brauchen Sie? Was können wir für Sie tun? Alle wichtigen biografischen Daten werden im weiteren Gespräch ermittelt. Ein Ziel der neuen Dokumentation ist die Ausrichtung der Pflege und Betreuung auf die individuellen Bedürfnisse.

Nach der Teilnahme an der Konzeptschulung vom Diözesan-Caritasverband Paderborn im Mai 2015 durch Schwester M. Cornelia, Angie Willeke als interne Qualitätsbeauftragte und Andrea Hajny als Pflegedienstleitung konnte mit der Planung des Projektes begonnen werden. Dessen Umsetzung wurde durch weitere Schulungen und fortlaufende Beratung durch den Diözesan-Caritasverband maßgeblich unterstützt.

„Die Bewohner waren sehr glücklich über die Gespräche bei der Befragung und haben viel aus ihrem Leben erzählt“, berichtet Mathilde Reddemann. Die Antworten fließen im neuen System in die „Strukturierte Informationssammlung“ ein. Viele Antworten werden wörtlich übernommen, damit nichts durch Übertragung verfälscht wird. Wie sich die Wünsche in den Pflegemaßnahmen ausdrücken, ist Gegenstand der Beratungen im Team der Pflegekräfte.

Eine große Zeitersparnis bei der Dokumentation wird unter anderem dadurch erreicht, dass in den Berichten nur noch Veränderungen eingetragen werden. „Früher gab es oft doppelte Schreibarbeit, die nun wegfällt“, freut sich Mathilde Reddemann. Risiken wie Dekubitus, Sturzgefahr, Schmerzen oder Dehydration werden in der neuen Dokumentation ebenso sicher erfasst wie bisher. Die Pflegefachkräfte müssen dann aber nur noch die Veränderungen feststellen und beschreiben. „Damit wird das Vertrauen in die Fachlichkeit der Pflegekräfte gestärkt“, sagt Andrea Hajny. Besonders lobt sie das große Engagement der Mitarbeiter während der Umstellungsphase. Ein Einsatz, der sich gelohnt hat, denn bereits jetzt ist deutlich: Die Umstellung auf die neue Dokumentation hat sich im Altenheim St. Franziskus bewährt.

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