Pflegelotsen: Orientierung im Notfall

Vereinbarkeit von Pflege und Beruf: Kollegen im Betrieb können helfen

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Pflege, Familie und Beruf: Um Unterstützung zu bekommen, ist im Kreis Höxter das Modell Pflegelotsen erfolgreich an den Start gegangen. Foto: Albrecht E. Arnold / pixelio
veröffentlicht am 14.02.2019
Lesezeit: ungefähr 3 Minuten

Kreis Höxter. Manchmal passiert es von heute auf morgen. Oft ist es aber auch schon lange vorhersehbar: ein Pflegefall in der Familie. Und plötzlich geht im Alltag alles drunter und drüber. Die wenigsten Menschen sind auf diese Situation vorbereitet. Viele fühlen sich dann einfach überfordert, emotional wie auch organisatorisch. Und außerdem stehen die Angehörigen oft vor der großen Herausforderung, das berufliche Leben, die Familie und die notwendige Pflege zu vereinbaren.

von Martina Schäfer

Effektive Ersthilfe im Pflegefall eines Angehörigen verspricht nun das Schulungsprojekt „Qualifizierung zum betrieblichen Pflegelotsen“. Die fundus-­Arbeitsgemeinschaft für Berufliche Weiterbildung hat diese intensive Kurz-Schulung im Kreis Höxter auf den Weg gebracht, um die Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf zu erhalten.

In enger Zusammenarbeit mit den Experten des Bildungszentrums der Katholischen Hospitalvereinigung Weser-Egge (KHWE) in Brakel und dem Kreis Höxter ist ein mehrtägiges Schulungsprogramm entstanden, das als förderungswürdiges LEADER-­Projekt an den Start ging und bislang auf positive Resonanz in der Region stößt.

Ziel ist es, Mitarbeiter in den Betrieben der Region zu „Pflegelotsen“ auszubilden, sodass diese ihren Kollegen gleich von Beginn an mit Rat und Tat zur Seite stehen können.

Wichtig zu wissen: Die späteren Pflegelotsen sollen nicht bei der Pflege des Angehörigen unterstützen, sondern erste, vertrauensvolle Gespräche mit betroffenen Kollegen führen, ihnen mit Beratung zur Seite stehen und entsprechende Informations- und Entlastungsangebote bereitstellen.

Wie sich herausgestellt hat, ist eine Vielzahl mittelständischer Unternehmen im Kreis Höxter vor dem Hintergrund einer älter werdenden Gesellschaft sehr interessiert an diesem Thema. Und Familienfreundlichkeit haben sich sowieso viele Firmen auf ihre Fahnen geschrieben. „Denn den heimischen Unternehmen ist es wichtig, sich im Wettbewerb um die Fachkräfte so gut wie möglich zu präsentieren und auch ihre eigenen guten Arbeitskräfte im Fall eines Falles behalten zu können“, weiß Oliver Verhoeven vom Projektträger, der fundus-­Arbeitsgemeinschaft, von den Schwierigkeiten, in diesem Fall neue Arbeitskräfte zu finden.

Wie jeder weiß, sind in einem Pflegefall viele Fragen und Unsicherheiten zu klären, zum Beispiel: „Welche Einrichtungen und Dienste gibt es im Kreis Höxter?“ – „Welche Kosten entstehen, was zahlt die Pflegeversicherung und was kommt auf mich zu?“ oder „Welche rechtlichen Aspekte sind zu beachten?“ – „Und was kann der Betrieb tun, um zu helfen?“

Um diese Fragen zu beantworten, leisten Pflegelotsen als betriebsinternes Angebot wertvolle Orientierungshilfe und sehen sich als Botschafter für die Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf. Außerdem ermutigen sie die betroffenen Kollegen, einen offenen Dialog mit den Vorgesetzten zu führen, um konkrete Service- und Unterstützungsleistungen zu erfahren. „Oft gibt es Möglichkeiten, Arbeitszeiten zu reduzieren und gemeinsam eine flexible Arbeitszeit- und Arbeitsortgestaltung zu organisieren“, macht Oliver Verhoeven Mut. Ziel der beteiligten Unternehmen – vom kleinen Handwerksbetrieb bis hin zum größeren Unternehmen – sei es auf jeden Fall, die Arbeitskraft und das Engagement des Mitarbeiters auch in einem Notfall langfristig und nachhaltig zu erhalten.

Bis Ende 2020 sollen 72 betriebliche Pflegelotsen für den Einsatz in mittelständischen Unternehmen im Kreis Höxter ausgebildet werden. Und diese Schulung bleibt für die Mitarbeiter keine Eintagsfliege: Einmal im Jahr ist ein Auffrischungskurs geplant, um Pflegelotsen in den Betrieben effizient weiterzubilden. Die zweitägigen Schulungen finden im Bildungszentrum Weser-­Egge der KHWE, Danziger Straße 17, in Brakel statt.

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