11.07.2019

Solo Dios basta!

Der Karmel im Norden Israels.Foto: wikicommons

Auf eine gewisse Weise ragt am 16. Juli das sogenannte Alte Testament, der erste Bund, in den Heiligenkalender. An diesem Tag ist dort neben Irmgard und Elvira eine gewisse Carmen aufgeführt. Hinter diesem Namen verbirgt sich aber keine Spanierin, sondern ein Marienfest: Unserer Lieben Frau auf dem Berge Karmel.

von Claudia Auffenberg

Ursprünglich war dies nur ein Fest des Karmeliterordens, bis Papst Benedikt XIII. es 1726 verpflichtend für die ganze Kirche einführte. 1960 allerdings wurde es zu einem nicht gebotenen Gedenktag wieder zurückgestuft.

Gedacht wird an diesem Tag der bergenden und schützenden Gegenwart Gottes, wie sie die großen Heiligen des Ordens erfahren und verkündet haben. Dazu zählen die heilige Teresa von Ávila, die heilige Thérèse von Lisieux und Edith Stein, die als Ordensfrau ebenfalls den Namen Teresia wählte, Teresia Benedicta a Cruce. Auch Johannes vom Kreuz war ein Karmeliter. In der Regel des Karmeliterordens, dem heute weltweit rund 23 000 Brüder und Schwestern angehören, heißt es: „Jeder Einzelne soll in seiner Zelle oder in ihrer Nähe bleiben, Tag und Nacht das Wort des Herrn meditierend und im Gebet wachend, es sei denn, er ist mit anderen, wohlbegründeten Tätigkeiten beschäftigt.“ Teresa von Ávila hat das in der berühmten Formel zusammengefasst, die auf spanisch besonders prägnant klingt: Solo Dios basta!, häufig übersetzt mit: Gott allein genügt. Allerdings lauert hier ein Missverständnis durch einen Übersetzungsfehler des Wortes „Solo“. Denn so klingt es, als sei alles andere außer Gott überflüssig und das beste Leben ein von der Welt abgekehrtes. Gemeint ist aber, dass erst durch Gott alles seinen Sinn erhält, also erst die Hinwendung zu Gott macht das Leben wertvoll. Es geht also nicht um eine Abkehr von der Welt, sondern um eine gottgeprägte „Zukehr“ zu dieser Welt, die so erst ihren Sinn, ihre Schönheit, ihre Erhabenheit erhält. Dann auch braucht einen nichts zu ängstigen oder zu erschrecken.

Entstanden ist der Orden auf dem Karmelgebirge, wo sich im 12. Jahrhundert Pilger und einstige Kreuzfahrer trafen und eine Gemeinschaft bildeten. Es war die Zeit der Kreuzzüge, denen sie sich entziehen wollten. Der Karmel spielt auch im Alten Testament eine wichtige Rolle. Im 1. Buch der Könige ist die hochdramatische Geschichte eines Götterwettstreits dort angesiedelt: Der Prophet Elija steht allein 450 Propheten des Gottes Baal gegenüber. Wer betet zum wahren Gott? Das ist die Frage, um die nun gerungen wird. Elija fordert die Propheten des Baal heraus: Beide Seiten sollen einen Altar errichten und darauf einen Stier opfern. „Der Gott, der mit Feuer antwortet, ist der wahre Gott!“, so Elija. Die Propheten des Baal fangen an, doch nichts geschieht. So sehr sie rufen und tanzen, ihr Gott regt sich nicht. Dann schreitet Elija zur Tat. Er lässt ebenfalls einen Altar bauen, das Holz sogar noch dreimal ausgiebig wässern und auf seinen Ruf hin kommt das Feuer herab und verzehrt den ganzen Altar. Der Gott Elijas hat sich vor dem Volk als der wahre Gott erwiesen. Daraufhin lässt Elija die 450 Propheten töten. Aus heutiger Sicht ist es eine furchtbare Geschichte, aber dem gebeutelten Volk Israel soll eben Mut gemacht werden, seinem Gott treu zu bleiben.

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