Weihnachten in Bethlehem

Drei Generationen – und ein Krankenhaus, das allen hilft

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Suhair ist eine liebevolle Mutter. Auch im Caritas Baby Hospital ist sie immer an der Seite ihres Kindes. Foto: Schade
veröffentlicht am 23.12.2016
Lesezeit: ungefähr 4 Minuten

Bethlehem. Eine Familiengeschichte aus Bethlehem: Bereits in der Schwangerschaft erfährt Suhair, dass ihr Sohn mit einem angeborenen Nierenleiden auf die Welt kommen wird. Nur durch rasche und professionelle medizinische Hilfe können Spätschäden verhindert werden. Suhair entscheidet sich, ihren Sohn im Caritas Baby Hospital behandeln zu lassen.

Sie kennt das Krankenhaus aus ihrer eigenen Kindheit sehr gut. Nicht, weil sie selbst krank war, sondern weil ihr kleiner Bruder Ala seine Schwester bei sich haben wollte. Der Junge mit Down-Syndrom war oft wochenlang im Krankenhaus und Suhair blieb bei ihm, wenn sich die Mutter daheim um die anderen Geschwister kümmern musste.

Seither sind über 15 Jahre vergangen. Vieles hat sich in dieser Zeit verändert. Suhair ist zuhause ausgezogen. Sie hat geheiratet und ein Jahr später Matthew zur Welt gebracht. Als sie ihren zweiten Sohn erwartete, teilte ihr der Frauenarzt mit, dass etwas mit einer Niere des Kindes nicht stimme. Mit Blick auf die Ultraschallbilder riet er der Hochschwangeren, den Jungen nach der Geburt umgehend genau untersuchen zu lassen. „Ich war sehr erschrocken und verunsichert. Aber im selben Moment kam mir das Caritas Baby Hospital in den Sinn. Das gab mir Ruhe. Es fühlte sich vertraut an.“

Wie oft war sie an der Hand ihrer Mutter durch die Pforte ins Caritas Baby Hospital getreten. Wie oft hatte sie sich darüber geärgert, dass sie noch nicht über die Balustrade an der Anmeldung sehen konnte. Und wie oft hatte sie sich dort von ihrem kleinen Bruder Ala herumkommandieren lassen. An all das erinnert sie sich, als sie wenige Tage nach Andrews Geburt mit ihm zur ersten Untersuchung ins Krankenhaus geht.

Suhair ist in Sorge und doch voll Vertrauen. Seit seiner Geburt wurde der kleine Andrew nun regelmäßig untersucht und mehrfach stationär aufgenommen. Suhair hat jeweils in der Mütterabteilung übernachtet, um möglichst nah bei ihrem Sohn zu sein. Manchmal fragt sich Suhair, ob sie Andrew nicht zu viel Aufmerksamkeit zukommen lässt und Matthew, sein größerer Bruder, dabei zu kurz kommt. „Ich weiß ja, wie sich das anfühlt“, erzählt sie. „Als Ala mit dem Down-Syndrom auf die Welt kam, änderte sich damals unser gesamtes Familienleben.“

Suhair und ihre Mutter Nadia haben bis heute ein sehr enges, inniges Verhältnis. Wann immer es möglich ist, kommt Suhair mit den beiden Söhnen ins Haus ihrer Eltern. Dort ist immer etwas los. Es gibt Hühner, im Garten wächst Gemüse und in der Garage duftet es nach Holz, denn Suhairs Vater schnitzt Krippenfiguren, ein typischer Beruf für christliche Familien in Bethlehem. Als Olivenholzschnitzer am Geburtsort Jesu zu leben, klingt irgendwie idyllisch. „Doch davon eine Großfamilie zu ernähren, bedeutet Verzicht und Entbehrungen. Wir hatten wirklich sehr wenig Geld“, erzählt Suhairs Mutter Nadia, während die beiden im Wohnzimmer sitzen und Tee trinken.

Nadia erinnert sich: „Sie glauben gar nicht, wie froh ich war, dass ich unsere sechs Kinder damals im Caritas Baby Hospital kostenlos behandeln lassen konnte. Besonders Ala musste oft für mehrere Wochen stationär aufgenommen werden, er hatte immer wieder gesundheitliche Pro­bleme.

Das hängt mit dem Down-­Syndrom zusammen.“ Aus eigener Tasche wäre das nicht möglich gewesen. Nach kurzem Zögern fügt die 55-Jährige hinzu: „Aber es gab neben dem finanziellen Aspekt noch etwas, das für mich in dieser Zeit ausgesprochen wichtig war: Die Menschen dort im Krankenhaus waren nett zu mir. Sie haben mich bestärkt, haben mir Mut gemacht und nicht mit dem Finger auf mich gezeigt. Es fiel niemals ein schlechtes Wort über unseren behinderten Sohn Ala.“

Heute sitzen drei Generationen – Großmutter, Mutter und Kind – im Wartezimmer der ambulanten Sprechstunde im Caritas Baby Hospital. Da kommt zufällig Chefärztin Dr. Hiyam Marzouqa in den Raum, geht direkt auf sie zu und begrüßt die Familie herzlich. „Sie hat sich genau an meine Mutter erinnert, obwohl so viele Jahre vergangen waren. Dr. Marzouqa war damals eine ganz junge Ärztin, wahrscheinlich sogar noch in der Ausbildung“, freut sich Suhair. Als die heutige Chefärztin die junge Frau daran erinnert, wie sehr sie damals von ihrem kleinen Bruder Ala herumkommandiert wurde, lachen alle. Dankbar. Dann ertönt der Lautsprecher und Suhair wird mit Andrew ins Sprechzimmer gerufen.

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