01.09.2017

Wenn geschieht, was wir nicht wollen …

Läuft man in eine Sackgasse oder hat Gott etwas anderes im Sinn? Foto: Schubalu/pixelio

Die Nachfolge Jesu hilft uns, gerade auch in schwierigen Situationen dem Willen Gottes gerecht zu werden.

von Klaus Krüger

Wenn geschieht, was wir nicht wollen, stellen Menschen oft die Frage: „Warum lässt Gott das zu?“ Als Jesus seinen gewaltsamen Tod vorhersagt, ist es menschlich, wenn Petrus sagt: „Das soll Gott verhüten, Herr!“ Jesus weist ihn daraufhin scharf zurecht: „Weg mit dir, Satan, geh mir aus den Augen!“ Petrus wird zum „Satan“, weil er im Sinn hat, was Menschen wollen, und nicht will, was Gott will? Petrus wollte, dass Jesus lebt und konnte noch nicht verstehen, dass Gott das auch will.

Gott hat uns Menschen „im Sinn“. Ihm geht es um unser Leben. Uns geht es oft nur um unsere irdische Existenz, die wir schnell mit unserem Leben verwechseln. Unser Wille richtet sich nach Irdischem aus. Wird dem nicht entsprochen, dann geschieht, was wir nicht wollen. Je irdischer der Wille, desto schwieriger wird es. Durch eigenes Unvermögen, Neid und Eitelkeiten stehen wir uns selbst im Weg. Eigene Interessen kollidieren mit Interessen anderer und wir werden von Naturgesetzen und -gewalten in Schranken gewiesen. Unserer Selbstbezogenheit hat der „Wille Gottes“ natürliche Grenzen gesetzt. Seine Schöpfung ist Rahmenbedingungen unterworfen, die für uns nicht verhandelbar sind. Evolution und Sterben gehören dazu.

Dennoch kann man mit dem Durchsetzen eigener Interessen einiges erreichen. Geld, Macht, Titel, Schönheit, Karriere und Erfolg können unser irdisches Zeitfenster dekorieren. Das ist aber auch schon alles. Kein Mensch kann damit sein Leben zurückkaufen, wenn er stirbt.

Wir neigen dazu, das Irdische vom „Himmlischen“ abzugrenzen, als wäre der „Himmel“ so etwas wie eine heilige Sphäre, wo Gott ist und die Erde der Ort, wo Menschen sind. Gott ist aber bei uns, er ist mit uns und im wörtlichen Sinn mitmenschlich. Er kommt nicht „zu Besuch“ und Jesus war kein Tourist vom Himmel. Vor allem aber war er kein „Lobbyist“ menschlicher Interessen, sondern hatte im Sinn, was Gott will: Das Leben der Menschen. Bei der Zurechtweisung des Petrus heißt es in der griechischen Übersetzung der Bibel: Jesus weist Petrus hinter sich. Er hat seinen Platz hinter dem Messias. Das ist kein Knick auf der Karriereleiter, sondern der Platz, der uns Menschen zukommt.

In den Augen der Welt hat Petrus Recht. Es ist ein fataler Fehler, Jesus zu folgen. Dieser marschiert geradewegs auf das Kreuz zu. Ihn erwarten Folter und Mord. Jesus geht diesen Weg; nicht ohne Angst, denn er hat Blut und Wasser geschwitzt; nicht ohne den Wunsch, dass dieser Kelch an ihm vorübergehen möge; nicht ohne Zweifel: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Er geht diesen Weg untrennbar gemeinsam mit allen Menschen, denen Angst in Bedrohung, Krankheit und Not die Seele zerfrisst; mit denen, die den Wunsch haben, ein schweres Schicksal abzuwenden und mit denen, die am Leben verzweifeln, weil sie es einfach nicht mehr aushalten.

Er geht seinen Weg mit Gott, der uns Menschen „im Sinn“ hat. Und der Sinn Gottes ist die Liebe. Wer Herz und Verstand offen hält, kann diese Liebe erfahren. Der „antiquierte“ Begriff der Selbstverleugnung meint die Bescheidenheit, mit der wir uns selbst immer weit genug zurücknehmen, um „hinter“ Christus zu bleiben. Er lebt uns diese Liebe vor, die seinem Tod die Sinnlosigkeit nimmt. Die Liebe ist das Leben, das Kreuze gemeinsam trägt und den Rahmen irdischer Existenz sprengt. Das zu verstehen, überfordert den Verstand. Dennoch müssen wir uns entscheiden, ob wir auf die „Dekoration des Irdischen“ bauen, oder der Mit-­Menschlichkeit Gottes vertrauen, die Christus mit seinem Leben bezeugt hat.

Zum Autor

Diakon Klaus Krüger ist Mitarbeiter am Johann-Adam-Möhler-Institut für Ökumenik in Paderborn und ­Polizeiseelsorger.

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