30.09.2016

„… wie eine Mutter tröstet“

Bei der Trostaktion während des Gottesdienstes erhielten die Teilnehmer blaue Kärtchen in Form einer Träne mit Segensspruch und einer Schraubenmutter. Fotos: Plamper

Schwerte. „… wie eine Mutter tröstet“ – so lautete das Leitwort des 10. Blaulichtgottesdienstes Anfang September auf dem Schwerter Marktplatz zu Füßen der St.-Viktor-Kirche. Eingeladen dazu hatte die Notfallseelsorge im Kreis Unna. Musikalisch begleitete die Gruppe „Domton“ den Gottesdienst.

von Elisabeth Plamper 

„Trost brauchen wir. Egal ob Alt oder Jung, Feuerwehrmann, Rettungsschwimmer, Sanitäter oder Polizist“, beschreibt Willi Wohlfeil, Koordinator der Notfallseelsorge im Kreis Unna die Intention des Blaulichtgottesdienstes. „Feuerwehrleute und Rettungskräfte werden immer wieder mit Leid, Sterben und Tod konfrontiert und die Notfallseelsorge ist auch für sie da.“ Deshalb lade die Notfallseelsorge einmal im Jahr alle Ehren- und Hauptamtlichen der verschiedenen Hilfsorganisationen zu einem gemeinsamen Gottesdienst ein, um auch im Glauben neue Kraft für den Dienst am Nächsten zu schöpfen.

„Das ganze Jahr dürfen wir als Einsatzkräfte, als Helfer und Helferinnen anderen helfen, sie trösten und für andere da sein. Jetzt ist der Gottesdienst für uns. Gott ist jetzt da für uns“, sagte Wohlfeil zum Auftakt des Wortgottesdienstes, durch den er gemeinsam mit Gemeindereferentin und Notfallseelsorgerin Silke Klute führte und der von weiteren Notfallseelsorgern aus seinem Team mitgestaltet wurde. In seiner Predigt erinnerte der Seelsorger auch an Situationen, bei denen die Helfer für Betroffene nichts mehr tun konnten. Momente, die nach Ende des Einsatzes dann im Kopf Betroffenheit auslösen und in der Seele wehtun. Gerade in solchen Situationen könne der Glaube zu einer starken Macht werden, „die schwere Last abzuschütteln“, das Gefühl der Ohnmacht, beispielsweise nach einer erfolglosen Reanimation, lindern.

„Solange wir im Einsatz sind, funktionieren wir“, erläuterte Zugführer und Ausbilder bei der Feuerwehr Stephan Dörnbrack. „Das bewusste Wahrnehmen des eigentlichen Geschehens kommt meist später.“ Die schlimmsten Einsätze seien, wenn jede Rettung scheinbar zu spät käme, insbesondere bei Situationen, bei denen Kinder und junge Menschen zu den Opfern zählten. Dann tue es besonders gut, sich aussprechen zu können. Meist fänden die moderierten Gruppen- oder Einzelgespräche gleich nach dem Einsatz in der Rettungswache statt. Für ihn als Einsatzleiter gehöre es dazu,  „dass es in psychischen Ausnahmesituationen Ansprechpartner gibt, die zuhören und seelische Stütze sind“. Manchmal muss man aber auch Stille aushalten können“, weiß Willi Wohlfeil aus Erfahrung. „Trost spenden wirkt nicht immer sofort. Es kann auch ein begleitender Prozess sein.“

Für Mitglieder der Feuerwehren und Rettungsdienste stehen explizit ausgebildete „Fachberater – Seelsorge“ wie Heinz-Georg Müller aus Schwerte den Einsatzkräften zur Seite. Sie gehören meist selbst einer Feuerwehr an oder kommen aus dem aktiven Rettungsdienst. Sie unterliegen der Schweigepflicht und helfen unbürokratisch, schnell und auf Wunsch auch anonym. „Es ist wichtig, dass die Helfer sich von belastenden Situationen distanzieren können“, erklärt er, damit der Kopf wieder frei wird für zukünftige Einsätze.

Ein Symbol des Leitwortes „… wie eine Mutter dich tröstet“, wird die Helfer an ihre Teilnahme am 10. Blaulichtgottesdienst in Schwerte auch in Zukunft weiter erinnern. Bei der Trostaktion während des Gottesdienstes erhielten sie blaue Kärtchen in Form einer Träne mit Segensspruch und einer Schraubenmutter.

Im Anschluss an den Gottesdienst fand der 3. Aktionstag der Schwerter Hilfsorganisationen statt. Die Freiwillige Feuerwehr Schwerte, das Technische Hilfswerk (THW), die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG), das Deutsche Rote Kreuz (DRK) und die Malteser sowie Vertreter der Polizei stellten sich und ihre Arbeit an Infoständen und mit ihren technischen Geräten, das zur Hilfeleistung und zur Rettung von Menschenleben eingesetzt wird, vor.

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