22.10.2015

Wir schaffen das!

von Claudia Auffenberg

Schaffen wir das? Die Diskussion zu dieser Frage wird immer hitziger, dabei stellt sich diese Frage im Moment nicht. Die wirkliche Frage lautet: Sind wir bereit, es zu schaffen?
Und auch dies ist noch nicht die eigentliche Frage. Die lautet nämlich: Sind wir bereit, Menschen, die um ihr Leben fliehen und jetzt vor unserer Haustür stehen, bei uns aufzunehmen? Sind wir bereit, sehr konkret Menschenleben zu retten? Und darauf kann es doch nur eine einzige Antwort geben: Ja!
Oder möchte jemand diese Frage mit „Nein!“ beantworten? Wahrscheinlich nicht einmal Horst Seehofer. (Dass sich zwei christliche Parteien in einer Frage zerstreiten, in der es um ein Werk der Barmherzigkeit geht, ist auch erstaunlich.)
Wenn klar ist, dass es darum geht, Menschen, also Kinder, ihre Mütter und Großmütter, ihre Väter und Großväter vor dem Ertrinken zu retten oder vor mörderischen Banden oder vor Bomben eines Diktators, dann ist doch alles andere nachrangig. Wer meint, es müsse darum gehen, die Fluchtursachen zu bekämpfen, hat natürlich Recht, aber dies darf keine Ausrede sein, um Flüchtlinge abzuweisen.
Ja, es kann ungemütlich werden. Aber bitte: Wir sind reich, wir wohnen in großen, in zu großen Wohnungen oder Häusern, wir werfen tonnenweise Lebensmittel weg, …
Oder sollte das das Problem sein? Dass wir uns unseres Reichtums schämen, jetzt, da uns die Armen so sehr auf die Pelle rücken? Dass wir das Teilen, – nicht das Abgeben von Überflüssigem, das wirkliche Teilen verlernt bzw. nie richtig gelernt haben?
Wie auch immer: Wir schaffen das! Oder um es mit den Worten des heutigen Evangeliums zu sagen: Haben wir Mut, stehen wir auf, er ruft uns!

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