75 Jahre Sozialinstitut Kommende Dortmund
Jubiläum: Seit 1949 mit christlicher Wertorientierung am Gespräch zur gesellschaftlichen Entwicklung beteiligt.
Die Kommende Dortmund feierte ihr großes Jubiläumsfest. Das Sozialinstitut des Erzbistums Paderborn besteht seit nunmehr 75 Jahren und hatte zu einem Festgottesdienst in die St. Remigius-Kirche in Dortmund-Mengede und einem Festakt in der Zeche Hansemann geladen. „Zusammenkommen um hinauszugehen. Christliche Wertorientierung zur Gestaltung einer menschenwürdigen Zukunft“ – das Festmotto fasst zugleich den Auftrag der Kommende Dortmund zusammen, dem diese sich seit einem Dreivierteljahrhundert widmet.
Schnittstelle zwischen Kirche und Gesellschaft
Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz, der krankheitsbedingt kurzfristig seine Teilnahme an der Feier absagen musste, beschrieb jenes Selbstverständnis der Kommende in einem Grußwort, das von Generalvikar Dr. Michael Bredeck verlesen wurde: „Quasi als Schnittstelle zwischen Kirche, Politik und Gesellschaft hat sich unser Sozialinstitut, die Kommende, mehr als bewährt und setzt sichtbare Zeichen in der säkularen Wirklichkeit von heute.“ Der Erzbischof dankte dem aktuellen Direktor der Kommende, Prälat Dr. Peter Klasvogt, und dem Team der Mitarbeitenden, für dieses engagierte Wirken und die Präsenz.
Zu den genannten Leitungspersönlichkeiten zählt auch der heutige Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx. Der aus dem Erzbistum Paderborn stammende Kardinal Marx war von 1989 bis 1996 Direktor des Sozialinstituts Kommende in Dortmund. Er feierte den Festgottesdienst in Dortmund mit und war beim anschließenden Festakt vor zahlreichen geladenen Gästen Gesprächspartner der Moderatorin Britt Lorenzen.
In seiner Predigt in der St. Remigius Kirche hatte Kardinal Marx zuvor betont: „Das Evangelium beschreibt einen Standpunkt, wie wir die Welt ansprechen, wir haben damit einen Bezugspunkt und können die Welt besser machen.“ Daran zu arbeiten sei Auftrag des Evangeliums und dem widme sich die Kommende.
Gesellschaftlicher Zusammenhalt
Die Festansprache in der Zeche Hansemann hielt Prof. Dr. Norbert Lammert, Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung in Berlin und Bundestagspräsident a.D. Sein Thema war der gesellschaftliche Zusammenhalt und der Beitrag, den Religion dazu leisten kann. Bei der Gründung der Kommende im Jahr 1949 hätten rund 90 Prozent der Menschen in Deutschland einer der christlichen Kirchen angehört. Aktuell seien es nur noch knapp die Hälfte. Vor diesem Hintergrund fragte Norbert Lammert: „Wie viel Religion erträgt eine moderne aufgeklärte Gesellschaft und wie viel Religion braucht ein demokratischer Rechtsstaat?“ Eine demonstrative Absage an Religion mache eine Gesellschaft weder moderner noch humaner, führte Norbert Lammert aus. Wenn Religion nicht fundamentalistisch und spaltend, sondern versöhnend sei, könne sie viel zum gesellschaftlichen Zusammenhalt beitragen. Und dies würden auch Institutionen wie die Kommende leisten.
Ähnlich äußerte sich NRW-Europaminister Nathanael Liminski in einer präsentierten Video-Botschaft: „Es ist wichtig, dass es Institutionen gibt, die Orientierung und Halt geben, sich mit den Schwächsten der Gesellschaft solidarisch zeigen und sie unterstützen.
Ebenfalls in Video-Botschaften übermittelten noch mehrere weitere Persönlichkeiten ihre Glückwünsche. Darin hoben sie hervor, dass die Kommende mit ihrem vielfältigen Bildungs- und Tagungsprogramm immer wieder Signale für die Gestaltung eines gerechten Miteinanders hinein in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik trage.
Sozialethische Bildung
Ute Hanswille vom Vorstand der Freunde und Förderer der Kommende Dortmund e.V. stellte die beiden Stiftungen beneVolens und socioMovens vor. Herzstück der Arbeit von beneVolens seien die Sozialen Seminare an Haupt- und Gesamtschulen in Dortmund. Auch dabei gehe es um gesellschaftlichen Zusammenhalt und ebenso um Persönlichkeitsstärkung. SocioMovens fördert die sozialethische Aus- und Fortbildung kirchlicher Verantwortungsträger in Mittel-, Ost- und Südosteuropa auf der Grundlage der Katholischen Soziallehre. Unter dem Motto „Europa eine Seele geben“ werden seit 2013 außerdem jugendsoziale Projektwochen mit Schülerinnen und Schülern in Mittel- und Osteuropa durchgeführt.
Alumni dieser Kommende-Initiativen hatten sich bereits seit dem 2. Oktober in einem Europäischen Kongress im Immaculata-Haus in Paderborn auf das Jubiläum vorbereitet. Dabei diskutierten Alumni der Sozialakademie für Seminaristen in Mittel- und Osteuropa ihre Erfahrungen in dem Programm. Zu den Sozialakademikern stießen Alumni und Koordinatoren der Jugendbewegung socioMovens hinzu. Gemeinsam entwickelten sie konkrete Pläne und Ideen, wie sie in ihren jeweiligen Umfeldern aber auch über Grenzen hinweg Netzwerke für ein menschenwürdiges Europa bilden können.
Diese Initiative wurde dann am Samstag unter dem Schlagwort „Dortmunder Aufbruch“ bei der Jubiläumsfeier aktiv eingebracht. Eine Initiative, die auch Dortmunds Oberbürgermeister Thomas Westphal ausdrücklich begrüßte. Er beglückwünschte auf der Bühne drei Alumni, die als Botschafter aus der Slowakei, Polen und Rumänien nach Dortmund gekommen waren.
pdp