Am Karfreitag an Leiden und Sterben Jesu erinnern
Gottesdienst zur Todesstunde Jesu im Paderborner Dom mit Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz / Elemente der Karfreitagsliturgie erläutert
Der Freitag der Karwoche ist für Christinnen und Christen geprägt vom Leiden und Sterben Jesu. Am Karfreitag versammeln sich zur Todesstunde Jesu um 15 Uhr Gläubige zum Gottesdienst, in dessen Mitte die Kreuzverehrung steht: Ein zunächst verhülltes Kreuz wird in einer rituellen Abfolge enthüllt und anschließend von allen Gläubigen verehrt. Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz stand dem Karfreitagsgottesdienst im Paderborner Dom vor, zahlreiche Gläubige nahmen teil. Die traditionelle Liturgie des Karfreitags konnte von Gläubigen auch via Live-Stream aus der Kathedralkirche des Erzbistums Paderborn mitgefeiert werden.
Die liturgische Feier vom Leiden und Sterben Jesu am Karfreitag besteht aus einem Wortgottesdienst, der Erhebung und Verehrung des Kreuzes sowie einer Kommunionfeier. Eine Heilige Messe wird nicht gefeiert, bei der Kommunion werden den Gläubigen bereits gewandelte Hostien gereicht. Da das Leiden und Sterben Jesu die Mitte des Karfreitagsgottesdienstes bilden, wird im Kirchenraum auf Schmuck verzichtet. Der Altar bleibt zunächst leer, er wurde bereits am Gründonnerstag abgeräumt, die Orgel, Glocken und Schellen kommen nicht zum Einsatz. Die liturgische Farbe der Gewänder des Bischofs und der Priester ist rot als Zeichen für das im Leiden und Sterben Jesu vergossene Blut.
Wortgottesdienst
Der Wortgottesdienst beginnt nach schweigendem Einzug mit einem stillen Gebet aller. Dabei legen sich der Gottesdienstleiter und die liturgischen Dienste als Zeichen der Demut auf den Boden, die Mitfeiernden knien nieder. Das stille Gebet schließt mit einem Gebet des Vorstehers und dem „Amen“ der Gemeinde. Der stille und schweigende Beginn des Gottesdienstes am Karfreitag nimmt die Stille am Ende der Messe am Gründonnerstag, der Messe vom Letzten Abendmahl, auf.
Höhepunkt des Wortgottesdienstes am Karfreitag ist die Verkündigung der Leidensgeschichte Jesu: Aus dem Johannesevangelium wird die Passion mit verteilten Rollen – Evangelist, Worte Jesu, Worte sonstiger Personen – vorgetragen. Im Hohen Dom trug der Domchor und drei Solisten aus dem Chor die Johannespassion von Heinrich Schütz vor. Die sogenannten „Großen Fürbitten“ des Karfreitags tragen die Anliegen der Kirche, der Welt und der Notleidenden vor Gott. Jede der zehn Fürbitten besteht aus vier Teilen: Gebetseinladung mit Nennung des Anliegens, stilles Gebet im Knien, zusammenfassende Oration des Priesters, „Amen“ aller Gläubigen als Bekräftigung der Bitte.
Kreuzverehrung
Die Kreuzverehrung bildet den zweiten Teil der gottesdienstlichen Feier: Ein zunächst verhülltes Kreuz wird in drei Stationen enthüllt und gezeigt. Dabei wird dreimal mit einem Gebetsruf zur Kreuzverehrung aufgerufen: „Ecce lignum crucis, in quo salus mundi pependit“ oder „Seht das Kreuz, an dem der Herr gehangen, das Heil der Welt“. Die Gläubigen antworten jeweils „Venite adoremus“ oder „Kommt, lasset uns anbeten“. Danach treten alle Mitfeiernden zum Kreuz und verehren es beispielsweise durch eine Kniebeuge, einen Kuss oder das Niederlegen von Blumen.
Kommunionfeier
Zur Kommunionfeier wird der Altar mit einem Altartuch bedeckt. Die Kommunionfeier wird eingeleitet mit dem Vaterunser und abgeschlossen durch ein Dankgebet nach dem Kommunionempfang. Da am Karfreitag keine Eucharistie gefeiert wird, werden für die Kommunion der Gläubigen genügend Hostien aus der Messe vom Letzten Abendmahl am vorausgehenden Gründonnerstag aufbewahrt.
Die Feier vom Leiden und Sterben Christi endet nach der Kommunion und einer Zeit des Schweigens mit einem Segensgebet. Da die Gottesdienste des österlichen Triduums als eine zusammenhängende Liturgie angesehen werden, gibt es keine liturgische Entlassung: Alle verlassen schweigend die Kirche.