Abschiedsvorlesung – Staunen, danken, mitfühlen
Weil Wolfgang Thönissen (rechts) in den Ruhestand geht, überreichte ihm Erzbischof Becker (links) ein offizielles Entlassungsschreiben. Stefan Kopp (2. v. l.) verabschiedete Thönissen und gewissermaßen sich selbst, in der Mitte hält Quästor Fabian Güth einen Blumenstrauß bereit. (Foto: Claudia Auffenberg)
Das gibt es wohl auch nicht alle Tage: Da lädt die Theologische Fakultät zur Abschiedsvorlesung eines langjährigen Professors, und dieser wird verabschiedet von einem, für den das auch die Schlussvorstellung ist.
Paderborn (DOM/-berg). Wolfgang Thönissen, langjähriger Handlungsreisender in Sachen Ökumene, und Stefan Kopp, zurzeit noch Rektor der Fakultät, wurden zum Ende des Sommersemesters von Erzbischof Hans-Josef Becker verabschiedet. Der Erzbischof ist Magnus Cancellarius der Fakultät. Thönissen geht in den Ruhestand, Kopp wechselt auf den Lehrstuhl für Liturgiewissenschaft an der Ludwig-Maximilian-Universität in München.
Beiden dankte Erzbischof Becker für ihr Wirken: „Sie haben in vielen Studierenden das Feuer des Fragens und des Denkens entfacht“, sagte er, „und ihnen geholfen, den eigenen Glauben zu reflektieren und zu vertiefen.“ In der Theologie komme es auf die Herzensbildung an, so Becker, auf die Fähigkeit zum Staunen, zum Danken und zum Mitgefühl aus der Kraft des Geistes: „Es ist das Staunen, das über uns kommt, wenn wir Jesus begegnen, wenn wir Gott begegnen, dann schenkt Gott uns ein neues, ein frohes und lebendiges Herz.“
Abschiedsvorlesung: „Seine Fähigkeit, komplizierte Sachverhalte verständlich darzustellen, ohne sie zu vereinfachen, ist bewundernswert.“
Mit Wolfgang Thönissen verlässt ein weltweit renommierter Ökumeniker die Fakultät. Schon zu Beginn seiner Lehrtätigkeit in Paderborn, so Prof. Stefan Kopp in seiner Würdigung, sei in den Akten über ihn zu lesen: „Seine Fähigkeit, komplizierte Sachverhalte verständlich darzustellen, ohne sie zu vereinfachen, ist bewundernswert.“ Von dieser Fähigkeit konnten sich in den vergangenen Jahrzehnten viele Gemeinden überzeugen, die Thönissen zu Vorträgen eingeladen hatten. Seit 1999 war er Inhaber des Lehrstuhls für Ökumenische Theologie und zugleich Leitender Direktor des Möhler-Instituts. Die starke Rolle der Ökumene sei ein Alleinstellungsmerkmal der Paderborner Fakultät. Nach dem Konzil solle alle Theologie ökumenisch geprägt sein, in Paderborn sei sie ein Herzstück der Theologie.
Stefan Kopp war seit 2015 als Nachfolger von Prof. Michael Kunzler Inhaber des Lehrstuhls für Liturgiewissenschaft. Von 2016 bis 2020 verantwortete er die öffentliche Vorlesungsreihe „Montagsakademie“ und initiierte ein Projekt zur Erforschung der ungedruckten Quellen des Paderborner Doms. Kopp ist Priester der Diözese Gurk in Österreich. Wenn er nun nach München wechselt, dann übernimmt er dort den Lehrstuhl von Prof. Dr. Winfried Haunerland, bei dem er sich einst habilitiert hat.