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Christian Schöning (Mitte), Beschäftigter der Werthmann-Werkstätten, erklärt den Viega-Azubis Michael Brack (l.) und Selim Fazlioglu seine Arbeit.
Attendorn. Soziale Fähigkeiten gehören im Beruf dazu. Auszubildende der Attendorner Firma Viega absolvieren deshalb im Rahmen eines Pilotprojektes ein Praktikum in den verschiedenen Abteilungen der Werthmann-Werkstätten, in denen Menschen mit geistigen, körperlichen und psychischen Behinderungen im Arbeits- und Alltagsleben gefördert werden.
Die Idee für das Projekt hatten der geschäftsführende Gesellschafter der Firma Viega, Walter Viegener, und der Leiter der Werthmann-Werkstätten, Andreas Mönig, im Juni vergangenen Jahres. Wie auch für andere Firmen aus der Region verrichten Mitarbeiter der Werkstätten Montage-, Verpackungs- und Kommissionsarbeiten für das weltweit agierende Unternehmen. Im Gespräch über die weitere Kooperation entstand die Idee, den Viega-Auszubildenden durch die Zusammenarbeit mit Menschen mit Behinderung einen Blick über den Tellerrand hinaus zu ermöglichen. Gemeinsam entwickelten die Verantwortlichen ein Konzept für das Pilotprojekt. Inzwischen haben die ersten Auszubildenden ihr Praktikum beendet – mit durchweg positiver Bilanz.
„Das Praktikum ist eine gute Ergänzung zu den anderen Bausteinen unseres Sozialkompetenztrainings“, erklärte Maria Stracke, Ausbildungsleiterin bei Viega. „Es bietet unseren Auszubildenden Gelegenheit, das Leben und die Arbeit mit Menschen mit Behinderungen mit ganz anderen Augen wahrzunehmen und für das eigene Leben einen neuen Wert zu entdecken.“
Rainer Böhmer (19) war der erste Praktikant in der Werthmann-Werkstatt der Abteilung Lennestadt. Der angehende Industriemechaniker hatte noch nie Kontakt zu Menschen mit Behinderungen. „Ich wusste nicht, was auf mich zukommt. Doch nun habe ich einen anderen Blickwinkel. Ich wurde sehr schnell und freundlich aufgenommen.“ Diese Erfahrung machte auch Manuel Ritter (20), der bei Viega eine Ausbildung zum Zerspanungsmechaniker absolviert. „Es war sehr interessant, mit Menschen mit Behinderungen zu arbeiten. Das ist komplett was anderes. Ich habe gelernt, wie man miteinander umgehen muss und bin für diese Wertevermittlung sehr dankbar.“
Sehr zufrieden zeigte sich auch die Abteilungsleiterin der Werthmann-Werkstätten Abteilung Lennestadt, Susanne Rüenauver. „Selbst im Bereich für Menschen mit schwersten Behinderungen, wo wenig verbale Kommunikation möglich ist, hat das Miteinander gut funktioniert. Es war ein herzlicher Umgang. Unsere Beschäftigten waren sehr stolz, den jungen Menschen ihre Arbeit zu vermitteln.“ Das Pilotprojekt mit zunächst sieben Auszubildenden wurde erfolgreich abgeschlossen. Künftig sollen jährlich 40 Auszubildende des Attendorner Unternehmens die Chance erhalten, ein Praktikum in den Werkstätten zu absolvieren. „Durch das Praktikum erhalten die Auszubildenden einen Einblick in einen anderen Bereich der Arbeitswelt. Die Kooperation ist eine Win-Win-Situation“, sagt Andreas Mönig. „Die Firma Viega ist ein langjähriger und verlässlicher Partner unserer Werkstätten, was für unsere Beschäftigten eine Sicherung der Arbeit bedeutet. Und die Viega-Azubis erfahren während des Praktikums, wie wertvoll diese Arbeit für Menschen mit Behinderungen ist.“