Als die Welt ins Wanken geriet
Die Kuratoren präsentieren ihre jeweiligen Reformations-Ausstellungen (v. l.): Jürgen Scheffler vom Museum Hexenbürgermeisterhaus Lemgo, Heiner Borggrefe vom Weserrenaissance-Museum Schloss Brake in Lemgo und Julia Schafmeister vom Lippischen Landesmuseum Detmold.
Lemgo/Detmold. Gleich drei bemerkenswerte Ausstellungen locken nach den Sommerferien ins Lipperland. Aus Anlass des Thesenanschlages Martin Luthers vor 500 Jahren nehmen sie das Reformationsgedenken in den Blick: das frisch wiedereröffnete Weserrenaissance-Museum Schloss Brake in Lemgo, das Lippische Landesmuseum Detmold und das Hexenbürgermeisterhaus in Lemgo. Erstmals treten die Museen Seite an Seite im Verbund auf. Wer alle drei Ausstellungen besucht, bekommt einen umfassenden Einblick in die Reformation und ihre Auswirkungen im Weserraum, in der Grafschaft Lippe und der Stadt Lemgo.
Vor 500 Jahren waren die 95 Thesen Martin Luthers der Auslöser für eine Bewegung, die die Welt ins Wanken brachte. Aber warum beschäftigen sich die hiesigen Museen mit dem Thema, obwohl Luther selbst nie einen Fuß ins Lipperland setzte?
Im Weserraum fasste die Reformation früh Fuß, Landgraf Philipp von Hessen führte die neue Konfession bereits Mitte der 1520er-Jahre ein und setzte damit den Maßstab für die Reformation in Norddeutschland. Die Grafschaft Lippe nahm einen besonderen Weg: Wenige Jahrzehnte nach der Einführung des Luthertums ereignete sich ein erneuter konfessioneller Wandel. Unter Graf Simon VI. wurde Lippe evangelisch-reformiert, allein die Stadt Lemgo blieb lutherisch. Diese religiösen Umbrüche brachten große Veränderungen für die Gläubigen des 16. und 17. Jahrhunderts mit sich und wirken sich bis heute in Lippe aus.
Das Thema Reformation ist somit derart ergiebig, dass sich die drei Museen regional und inhaltlich unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt haben. „Mach’s Maul auf“ lautet der provokante Ausstellungstitel im Weserrenaissance-Museum Schloss Brake in Lemgo. Vom 3. September bis zum 7. Januar beschäftigt die Ausstellung sich mit der Reformation im Weserraum. Die Ausstellung des Lippischen Landesmuseums Detmold mit dem Titel „Machtwort!“ befasst sich in demselben Zeitraum mit der Reformation in Lippe und geht der Frage nach, welche Auswirkungen die Konfessionalisierung auf das Leben in einem kleinen Territorium hatte, und wie die Menschen vor Ort auf die bahnbrechenden Umbrüche reagierten. Die Ausstellung „Glaube, Recht & Freiheit“ im Museum Hexenbürgermeisterhaus beschäftigt sich nicht nur mit der Durchsetzung der Reformation in Lemgo, sondern auch mit den Wirkungen des sogenannten Röhrentruper Rezesses (1617). Bis ins 19. Jahrhundert regelte er das Zusammenleben von Lutheranern und Reformierten in Lemgo und Lippe. Die Ausstellung ist vom 27. August bis zum 7. Januar zu sehen.
„Ich freue mich sehr, dass an diesem richtungsweisenden Ausstellungsprojekt gleich zwei Museen des Landesverbandes Lippe beteiligt sind. Um die Kooperation auch optisch erkennbar zu machen, haben sich die drei Häuser auf einen gemeinsamen Werbeauftritt verständigt“, sagt Anke Peithmann, Vorsteherin des Landesverbandes Lippe. So kommen die drei Ausstellungsplakate einheitlich und mit Wiedererkennungseffekt daher. Auch virtuell sind die drei Ausstellungen unter
www.3museen.net zusammengefasst. Von dort aus kann man sich ganz bequem über die einzelnen Ausstellungen, museumspädagogischen Programme und Begleitveranstaltungen informieren.
Die evangelische Lippische Landeskirche ist jedenfalls angetan von dieser Fülle an Reformationsausstellungen. „Das unterstreicht die Bedeutung, die dieses besondere Jahr 2017 in Lippe hat“, sagt Landessuperintendent Dietmar Arends. Seiner Meinung nach wird es äußerst spannend sein, die verschiedenen Aspekte der Reformation zu entdecken.