09.06.2020

Alte Schätze in neuem Glanz

Die St.-Stephanus-Kirche strahlt nach der jahrelangen Restaurierung am Pfingstsonntag in vollem Glanz. Den Geistlichen wie den Gottesdienstbesuchern war die Freude anzumerken. Foto: Körtling

Lippetal-Oestinghausen. Freude und Rührung waren die vorherrschenden Gefühle, als die Gläubigen an Pfingsten in „ihrer Kirche“ wieder mit den Gottesdiensten beginnen konnten. Nicht nur Pfarrer Ulrich Liehr und Diakon Christian Mersch, allen Gläubigen war die Freude über die gelungene, mehrere Jahre anhaltende, Baumaßnahme ins Gesicht geschrieben.

von Peter Körtling

Der Kirchenbau ist der älteste im Lippetal: Der imposante Westturm mit zahlreichen Rundbogenöffnungen stammt bereits aus dem 12.Jahrhundert. Der zweijochige Saalbau wurde um die Mitte des 13.Jahrhunderts im romanischen Stil errichtet. Im 18.Jahrhundert erhielt die Kirche noch einen, für diese Gegend eher untypischen, barocken Helm.

Doch nicht nur das Gebäude von St.Stephanus ist erhaltenswert, auch im Inneren glänzt das Bauwerk mit zahlreichen kunstvollen Ausstattungsdetails: So fällt dem Besucher gleich der prächtig geschnitzte Hochaltar aus dem 17.Jahrhundert ins Auge. Die geschnitzte Kanzel und die Nebenaltäre sind ebenfalls wirklich bemerkenswert. Die Nebenaltäre haben auch einen interessanten Ursprung: Sie stammen aus dem Soester Dominikanerkloster.

Die Kirche ist in der Mitte des alten Ortskernes von Oestinghausen errichtet. Der Kirchplatz ist von zahlreichen Fachwerkhäusern gesäumt und schafft so insgesamt einen beeindruckenden, idyllischen Ort. Damit die Arbeiten auch wirklich nachhaltig sind, wurde bereits 2017 mit den Außenarbeiten begonnen: Dabei stand das Mauerwerk im Mittelpunkt.

Alle maroden Steine, dabei handelte es sich um den im 12.Jahrhundert verbauten Soester Grünsandstein aus oberen Schichten, wurden ausgetauscht und durch Anröchter Grünsandstein aus tieferen Schichten ersetzt, da dieser dichter und witterungsbeständiger ist. Zudem wurden die alten dicken Fugen abgeschlagen und durch neue schmale Fugen ersetzt. Hinter den dicken Fugen hatte sich Wasser angesammelt und im Winter bei Frost die Steine zum Platzen gebracht.

Schutz und Glanz

Bei den Kirchenfenstern ging es um den festen Sitz der Scheiben und um erforderliche Lüftungsöffnungen. Diese wurden notwendig, weil die Luftzirkulation in der Kirche verbessert werden musste. Die Atemluft und Transpiration der Kirchenbesucher brachte einiges an Feuchtigkeit hinein, was bis dahin nicht ausreichend verdunsten konnte. Außerdem ließ die Kirchengemeinde die Fenster mit von außen kaum sichtbaren Drahtgeflechten verspannen. Diese schützen ebenso vor dem Einflug von Vögeln wie gegen die Wurfgeschosse von Vandalen.

Innen wurde das Mauerwerk zunächst gegen aufsteigende Grundfeuchtigkeit geschützt. Dann folgte ein neuer Anstrich der Wände, die Aufarbeitung der Gewölbe sowie der ganzen Ausstattungsgegenstände: Ob Altäre oder Taufbecken, Kreuzwegstationen, Kanzel oder die Elektronik der Orgel– rundheraus alles erhielt eine Auffrischung, die den gesamten Glanz der Ursprünglichkeit oder erhebliche Verbesserungen beinhaltete.

„Als ich als junger Pastor vor wenigen Jahren von meinem Vorgänger, Dechant Dr.Gerhard Best, diese Renovierungsaufgabe übernahm, wusste ich, dass das eine gewaltige Aufgabe ist“, sagte Pfarrer Liehr. Aber durch die gute Zusammenarbeit mit den Handwerkern, Architekten und Gemeindemitgliedern habe er so viel gelernt und Neues erfahren, dass er ganz begeistert sei. In Zukunft werde er auch bei den Messen immer auf ein besonderes Detail der daran überreichen Kirche eingehen.

Bei der Eröffnung am Pfingstsonntag hatten viele Gläubige bereits die erste Gelegenheit, bei der Frühmesse morgens um acht, genutzt. Beim Festhochamt um 10.30 Uhr waren auch die Architekten anwesend und Pfarrer Liehr berichtete, dass er morgens um acht angesichts der vielen Gläubigen und der Schönheit der Kirche Tränen in den Augen hatte. Niemand wollte offensichtlich das Risiko eingehen, keinen der durch die Corona-Maßnahmen beschränkten Plätze zu erhalten. Ein Besuch von St.Stephanus lohnt sich aber für alle Interessierten.

Info

St. Stephanus

Wer die Kirche einmal selbst besuchen mööchte, findet sie unter der Adresse: An der Kirche15, 59510 Lippetal

www.katholisch-in-lippetal.de

 

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