Altenpflege am Abgrund?
Wie steht es um die Pflege in Deutschland? Arbeitgeber sprechen von einer sich anbahnenden Katastrophe, die Bundesregierung gibt sich optimistischer. (Foto: KNA)
Der Arbeitgeberverband Pflege sieht die Altenpflege in Deutschland vor immensen Problemen und zeichnet ein düsteres Bild der Zukunft. Es gebe eine Insolvenzwelle bei den stationären Einrichtungen und zahlreiche Versorgungslücken.
Berlin. Verbandspräsident Thomas Greiner fordert einen Pflegegipfel von Bund, Ländern, Kassen und Einrichtungsträgern. „Die Lage eskaliert, viele Pflegebedürftige und ihre Angehörigen suchen verzweifelt einen Platz im Pflegeheim“, erklärte Greiner. Auch nach Krankenhausaufenthalten fänden die Menschen wegen des Heimsterbens und des Kahlschlags bei ambulanten Pflegediensten keine Pflegeplätze mehr. „Das Gespenst der Pflege-Triage geht um. In diesem Jahr gingen schon über 450 Pflegeeinrichtungen in Insolvenz oder mussten schließen – Besserung ist nicht in Sicht.“
Greiner appellierte an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), sich um den auf der Intensivstation liegenden Patienten Altenpflege zu kümmern. Therapieversuche der Länder wie der Zehn-Punkte-Plan in Niedersachsen hülfen nicht weiter. Auch die Pflegekassen kämen ihrer Verantwortung nicht nach.
Kurzfristig die Insolvenzwelle brechen
„Wir müssen die Versorgung der Pflegebedürftigen jetzt gemeinsam wiederherstellen, das heißt: kurzfristig die Insolvenzwelle brechen, langfristig dafür sorgen, dass allen Pflegebedürftigen die Versorgung zuteilwird, die sie verdienen“, sagte der Verbandspräsident. Er erneuerte seinen Vorschlag nach der Einführung eines Rechtsanspruchs auf einen Pflegeplatz.
Die Bundesregierung hatte zuvor erklärt, sie sehe derzeit keine Schließungswelle im Bereich der Alten- und Langzeitpflege. Allerdings gebe es eine „etwas höhere Zahl an Insolvenzen“ im Vergleich zu früheren Zeiträumen, schreibt sie in ihrer Antwort auf eine Kleine Anfrage der CDU/CSU-Fraktion.
Unter Berufung auf die Datenbank des Unternehmens „pflegemarkt.com“ heißt es in der Antwort weiter, dass im ersten Quartal 2023 insgesamt 105 neue Pflegedienststandorte eröffnet und 97 geschlossen worden seien. Im stationären Bereich seien 25 neue vollstationäre Pflegeeinrichtungen eröffnet und 12 geschlossen worden. „Darüber hinaus ist zu bedenken, dass viele Träger neue Wohnformen aufbauen, die das Ziel verfolgen, Angebote klassischer Pflegeheime zu substituieren“, erklärt die Bundesregierung.
Schauen Sie doch mal in die aktuelle DOM-Ausgabe rein. Dort finden Sie eine Vielzahl an Berichten zur katholischen Kirche im Erzbistum Paderborn, deutschlandweit und auch weltweit. Es lohnt sich bestimmt.