Annette Kurschus ist neue Chefin der EKD
Die neue Vorsitzende des Rates der EKD, Präses Dr. h. c. Annette Kurschus, und Erzbischof Hans-Josef Becker kennen sich aus zahlreichen Begegnungen, beispielsweise bei den regelmäßig stattfindenden Ökumenischen Vespergottesdiensten. Foto: Erzbistum Paderborn
Der neue Rat und die Kirchenkonferenz der EKD wählten die 58-jährige Theologin in das höchste Amt der evangelischen Kirche. Zur stellvertretenden Ratsvorsitzenden wurde die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs (60) gewählt. Zusammen mit der im Mai gewählten Präses (Vorsitzenden) der Synode (des Kirchenparlamentes), Anna-Nicole Heinrich (25), sind sie die obersten Repräsentantinnen der Protestanten in Deutschland. Erstmals werden alle drei Ämter von Frauen ausgeübt.
Annette Kurschus: „Wir müssen Unrecht benennen“
Kurschus sprach in einer ersten Reaktion von einem „starken Rückenwind“, der sie ehre und stärke. Sie kündigte an, die Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs zur Chefinnensache zu machen. Sie betonte, dass die gesellschaftlichen Erwartungen an die Kirche „zu Recht groß“ seien, „weil wir mit der Botschaft, von der wir leben, die Hoffnung wachhalten“. Das Leben auf der Erde sei heute so stark gefährdet wie nie, sagte Kurschus. „Wir müssen alles tun, um das Leben in Vielfalt zu schützen und zu erhalten, damit auch unsere Kinder und Kindeskinder auf der Erde leben können.“ Ferner müsse die Kirche an die Ränder der Gesellschaft gehen. Auch Jesus Christus sei immer an die Ränder gegangen. „Wir müssen Unrecht benennen, auch das eigene Unrecht. Wir müssen Schuld eingestehen, um Vergebung bitten und neue Wege einschlagen“, sagte Kurschus. „Das muss man von uns erwarten dürfen.“
Vertrauen vieler Menschen in die evangelische Kirche gestärkt
Nach der Wahl von Annette Kurschus zur EKD-Ratsvorsitzenden gratulierte auch der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker der Präses und würdigte sie als verlässliche Partnerin in der ökumenischen Zusammenarbeit. „In Ihrer Funktion als Präses arbeiten wir seit dem Jahr 2012 vertrauensvoll zusammen. In diesen Jahren habe ich Sie auch in Ihrer menschlichen Wertschätzung und Zuwendung zu den ‚Kleinen und Schwachen‘ erleben dürfen. Besonders in Ihrem Einsatz für die Flüchtlinge und Migrantinnen und Migranten hat sich dies für mich gezeigt. Zugleich waren und sind Sie in Ihrer theologischen Positionierung klar und profiliert. So haben Sie das Vertrauen vieler Menschen in die evangelische Kirche gestärkt. Aber Sie haben auch Brücken gebaut weit darüber hinaus“, schrieb Erzbischof Becker.
Zugleich sei er davon überzeugt, dass Kurschus in den kommenden Monaten und Jahren mit ihrer spürbaren und ansteckenden Glaubensfreude, ihrer theologischen Tiefe und nicht zuletzt mit ihrem weiten Herzen für die ihr anvertrauten Menschen viel Gutes bewirken werde.
Eine gute und verlässliche Beziehung
Glückwünsche sprach auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Bischof Georg Bätzing, aus. Er zeigte sich in seinem Glückwunschschreiben „zuversichtlich, dass wir weiter den eingeschlagenen ökumenischen Weg der Kirchen in Deutschland in guter und engagierter Weise fortsetzen werden“. Ökumene sei Weggemeinschaft, sagte Bätzing. In Deutschland schauten viele Menschen besonders darauf, wie die Bischofskonferenz und die EKD diesen gemeinsamen Weg gestalteten. „Über viele Jahre und Jahrzehnte haben wir gute und verlässliche, in schwierigen Zeiten auch belastbare Beziehungen aufgebaut“, betonte Bätzing. Er sei „gewiss, dass Sie als neue Ratsvorsitzende unser vertrauensvolles Miteinander weiter verfolgen und unsere Weggemeinschaft auch mit eigenen Ideen und Überzeugungen prägen werden“.
Zugleich würdigte Bätzing den scheidenden Ratsvorsitzenden Bedford-Strohm als „wahren Garant für die Ökumene“. Seine Amtszeit sei „ein weitsichtiger Brückenbau und eine Mittlerrolle im ökumenischen Dialog“ gewesen.