Auf den Segen folgte ein Hupkonzert
Etwa 70 Autos nahmen an dem ersten ökumenischen Autogottesdienst im Sauerlandpark Hemer teil. Foto: Annabell Jatzke
Hemer. Zwar gab es in der Krisenzeit schon Videobotschaften der Kirchen und Online-Gottesdienste, aber lange mussten die Christen darauf verzichten, gemeinsam Gottesdienst zu feiern. Jetzt, wo in Zeiten der COVID-19-Pandemie nostalgisch geglaubte Autokinos vielerorts wieder in Mode kommen, gibt es auch wieder eine Möglichkeit, gemeinsam Gott zu danken und zusammen zu beten.
von Annabell Jatzke
In Hemer ergriff der Sauerlandpark Hemer, auf dessen Gelände seit dem 18.April täglich Vorstellungen laufen, die Initiative und sprach die Hemeraner Gemeinden an, ob sie nicht auch zu einem Autogottesdienst einladen wollten. Gesagt, getan– die Idee fand bei den evangelischen Kirchengemeinden Deilinghofen, Hemer und Ihmert sowie dem katholischen Pastoralverbund Hemer Anklang. Gemeinsam– in Zeiten des Kontaktverbotes via Videokonferenz– planten Pfarrer Manuel Janz aus Deilinghofen, die neue Pfarrerin Sonja Timpe-Neuhaus aus Hemer und Pfarrerin Gaby Bach aus Ihmert zusammen mit dem katholischen Gemeindereferenten Hermann-Josef Stracke den Gottesdienst, der Jung und Alt gleichermaßen ansprechen sollte.
Und am 26.April konnten dann schließlich zahlreiche Christen in ihren Autos im Sauerlandpark Hemer begrüßt werden. „Schön, dass Sie da sind“, brachte es Pfarrer Janz auf den Punkt. Selbstverständlich galten für den Besuch des ökumenischen Autogottesdienstes auch besondere Regeln: maximal zwei Personen im Fahrzeug, mehr gingen nur, wenn alle zu einer Familie gehörten. Aus Sicherheitsgründen wurde ebenso auf einen „Klingelbeutel“ verzichtet, stattdessen wurde auf das Spendenkonto für die Corona-Hilfen des Aktionsbündnisses Katastrophenhilfe von Caritas und Diakonie hingewiesen.
Wie im Autokino
Insgesamt 70 Autos waren gekommen und bekamen von den Parkangestellten Stellplätze zugewiesen. Wie im Autokino wurde der Ton des Gottesdienstes über eine UKW-Frequenz in die Fahrzeuge übertragen. Lied- und Sprechtexte wurden auf der großen LED-Leinwand des Grohe-Forums für jeden gut sichtbar präsentiert. Dort wurden vor Beginn des Autogottesdienstes auch zur Einstimmung und Überbrückung der Wartezeit Impressionen aus Stephanus- und Ebbergkirche gezeigt.
Während Manuel Janz und Hermann-Josef Stracke für die Verkündigung zuständig waren, übernahmen Sonja Timpe-Neuhaus und Gaby Bach die Liturgie des Gottesdienstes. Letztere betätigte sich, bevor sie in ihren Talar schlüpfte, als eifrige Autoscheibenreinigerin. „Wir wollen heute Herz zeigen“, so Sonja Timpe-Neuhaus zu Beginn des Gottesdienstes. Damit spielte sie auch auf den Aufruf im Vorfeld des Gottesdienstes an. Die Gottesdienstbesucher waren vorab aufgerufen worden, große Herzen aus Papier oder Pappe auszuschneiden und sie auf dem Platz dann an der Windschutzscheibe anzubringen. Außerdem konnten im Vorfeld Fürbittenanliegen übermittelt werden. In Zeiten von Corona sollte der Autogottesdienst nicht nur bildlich die Herzen öffnen. Neben der Frohen Botschaft war es den Zelebranten ein Anliegen, die Besucher dazu zu ermuntern, auch ihre Mitmenschen in den Blick zu nehmen und ihnen in den Krisenzeiten zu helfen. In der Verkündigung drehte sich alles um eine Bibelstelle aus dem Lukasevangelium. In Lukas24 wird von „Der Begegnung mit dem Auferstandenen auf dem Weg nach Emmaus“ erzählt. Die Jünger machen sich traurig und niedergeschlagen auf den Weg nach Emmaus und müssen dann feststellen, dass Jesus ihr treuer Begleiter ist und ihnen nach seinem Tod wieder begegnet. Er zeigt ihnen einen anderen Blickwinkel auf. So verunsichert wie die Jünger einst, sind auch wir in der heutigen Zeit. „Dieses Virus bringt Verunsicherung in allen Lebensbereichen“, so Hermann-Josef Stracke, der den Bezug zur gegenwärtigen Krise herstellte, während Manuel Janz erklärt: „Jesus hat die Jünger seinerzeit aus der gefühlsmäßigen Quarantäne geholt.“ Der Glaube an Gott gibt den Christen auch heutzutage in der Ausnahmesituation Halt und Hoffnung. Ein schöner Gedanke, der sich unter anderem auch in dem Lied „Halte zu mir guter Gott“ widerspiegelte, was gemeinsam angestimmt wurde. Ebenso wurde gemeinsam ein Psalm gesprochen. Neben den Zelebranten, die alle gleichsam die gute Zusammenarbeit mit dem Sauerlandpark lobten und das keinesfalls nur im Gespräch mit dem anwesenden Bürgermeister Michael Heilmann und Thomas Bielawski, dem Geschäftsführer des Sauerlandparks, waren weitere Aktive dabei. Einerseits sorgte Kantorin Meike Pape am Keyboard zusammen mit Isabel Pape an der Violine für die musikalische Untermalung, andererseits filmte der Presbyter und leidenschaftliche Hobbyfilmer Wolfgang Piltz das Geschehen auf der großen Außenbühne des Grohe-Forums, um es dann auch für die letzten Reihen auf der LED-Leinwand gut sichtbar zu machen.
Gutes Signal für die Gläubigen
Eigentlich sollte im Sauerlandpark anlässlich des zehnjährigen Park-Geburtstages Anfang Juni das Revival-Wochenende „Paradiesunddas“, in Erinnerung an das kirchliche Engagement im Haus der Kirchen zu Zeiten der Landesgartenschau, stattfinden. Gerne hätte man zusammen gefeiert, aber auch das Fest fällt leider dem Virus zum Opfer. Immerhin hatten die Christen in Hemer so nunmehr dank des Autogottesdienstes einmal die Gelegenheit, zusammen Gottesdienst zu feiern– ein gutes Signal für die Gläubigen. Aber auch für die Zelebranten war es ein tolles Gefühl, endlich mal wieder in die Gesichter der Gläubigen zu blicken, wenngleich durch die Autoscheiben getrennt. Alle hoffen natürlich bald darauf, sich in den Kirchen wiederzusehen, wenn endlich Schluss mit dem „Shutdown“ ist. Während man sonst sonntags nach dem Gottesdienst noch einen Plausch vor der Kirche hält und andere Kirchgänger durch einen freundlichen Händedruck begrüßt, verblieben die Christen am Sonntag mit einem Hupkonzert zum Abschluss des Gottesdienstes.