05.01.2018

Auf Tauchstation?

Eintauchen und auftauchen, auf Augenhöhe sein. Foto: marksalmon0/pixabay

Eingetaucht durch die Taufe in die Wirklichkeit Jesu, müssen wir auftauchen neben den Armen unserer Zeit.

von Alois Schröder

Liebevoll, keineswegs abschätzig ist die Rede von U-Boot-­Christen. Gemeint sind jene Christen, die gerne auf Tauch­station gehen. Sie sind nur selten in den Gottesdiensten oder bei Gemeindeveranstaltungen anzutreffen. Hin und wieder tauchen sie auf, etwa aus besonderen Anlässen wie Erstkommunion, Hochzeit, Trauerfall, Weihnachten …

Was nun das Tauchen und Untertauchen angeht, sind wir verwiesen auf die frühchristliche Praxis, in der die Katechumenen durch ein dreimaliges Eintauchen in das Wasser in die Gemeinschaft der Kirche aufgenommen wurden. Die Taufe (ahd. tufan = tauchen) war/ist das Eintauchen in die Lebenswirklichkeit Jesu (vgl. Röm 6,3–5); bewirkt die Teilhabe an seinem Tod und seiner Auferstehung, symbolisiert durch das dreimalige Ein- und Auftauchen.

Getauft auf Jesus Christus, eingetaucht in das Geheimnis seiner Person, gilt es fortan, immer mehr „christus-­ähnlich“ zu werden. Dazu heißt es im Epheserbrief: „So sollen wir alle zur Einheit im Glauben und in der Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen, damit wir zum vollkommenen Menschen werden und Christus in seiner vollendeten Gestalt darstellen“ (Eph 4,13).

Wie aber können wir Christus repräsentieren, ihn durch uns hörbar, sichtbar und berührbar werden lassen, wenn wir nicht ständig mit ihm auf Tuchfühlung bleiben, ihn mehr und mehr kennenlernen? Wenn auch Jesu Taufe im Jordan nicht mit unserer Taufe als Sakrament vergleichbar ist, lässt sich doch etwas Wichtiges von ihm lernen und ablesen.

Jesus, der ohne Sünde ist, stellt sich in die Reihe derer, die Dreck am Stecken haben und als Zeichen der Umkehr und Buße die Taufe des Johannes empfangen. Jesus weiß sich zu den „Armen“ gesandt. Sein Platz ist an der Seite derer, die nach Heil und Erlösung, nach einem neuen Anfang in ihrem Leben suchen. Und so öffnet sich der Himmel, als er aus dem Wasser steigt. Sein Vater bestätigt sein Verhalten, sein Stehen unter den Umkehrwilligen: „Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden.“

Auch wir werden das Gefallen Gottes finden, zu Recht seine geliebten Söhne und Töchter sein, wenn wir da „auftauchen“, wo Jesus heute stehen würde: bei den „Armen“, bei denen am Rande. Dort, wo die Würde des Menschen mit Füßen getreten wird; wo das Recht jedes Menschen auf ein Leben in Freiheit und Frieden, in Gerechtigkeit und persönlichem Wohlergehen verwehrt wird.

Als einzelne Christen und als Kirche insgesamt sind wir auf Jesu Wort und Beispiel verwiesen. Tief eingetaucht und verwurzelt in der Liebe seines Vaters, tauchte er auf neben den Menschen in ihrer unheilvollen und unerlösten Alltagswirklichkeit. Das ist Norm und Maßstab für uns: Immer wieder neu mystisch eintauchen in das Geheimnis Gottes und dann in gleichem Maße diakonisch auftauchen neben den Armen unserer Zeit (vgl. P. M. Zulehner).

Es sei an das erinnert, was uns das Zweite Vatikanische Konzil ins Stammbuch geschrieben hat: „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi“ (Gaudium et spes, GS 1).

Zum Autor:

Msgr. Alois Schröder war zwei Jahrzehnte Diözesan- und Bundespräses im Kolpingwerk und zuletzt Dompastor am Hohen Dom zu Paderborn.

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