Baumkrone rettete Leben – Friedensort in Wormbach
Der Kirchhof, der die Wormbacher Kirche umgibt, gilt als einer der berühmtesten in ganz Westfalen und sicherlich auch als einer der ältesten. Seit dem Osterfest 1945 ist er ein wichtiger Erinnerungsort im Sauerland.
Nur die Sage weiß von diesem Kirchhof zu berichten, schriftliche Dokumente über sein Alter gibt es nicht. In früherer Zeit wurden die Verstorbenen von weit her auf sogenannten Totenpfaden zur Bestattung nach Wormbach gebracht. Mitten zwischen den Gräbern erhebt sich ein Lebensbaum wie ein Symbol für ein friedliches Miteinander von Leben und Tod. Der Baum ist für die Dorfbewohner seit dem Osterfest 1945 viel mehr als nur ein stummer Zeuge des Lebens, er ist ein Erinnerungszeichen.
Am Ostersonntag, einem der letzten Kriegstage wurde der Baum zu einem Lebensretter. Ein Flugzeug der Alliierten warf eine 500 Kilogramm schwere Bombe ab. Sie traf den damals noch jungen Baum, den einst Angehörige auf das Grab eines Toten gepflanzt hatten. Die Baumkrone federte die Sprengladung ab. Sie landete in der weichen Erde zwischen zwei Gräbern, ohne zu explodieren. Der Baum wurde so nicht nur zum Lebensretter der Pfarrkirche, sondern auch für zahlreiche Gottesdienstbesucher, die während des Abwurfes der Bombe zum Ostergottesdienst versammelt waren. Der Lebensbaum hat an jenem Tag seine Spitze eingebüßt. „Inzwischen sind neue Spitzen nachgewachsen und weisen wie ein lebendiger Kirchturm in himmlischen Höhen zum Ort des Lebens, von dem auch die auf dem Friedhof ruhenden Toten ewiges Leben erhoffen“, wie in einem Kirchenführer der Gemeinde nachzulesen ist.
Kreuze erinnern an den Verlust und den Schmerz so vieler Familien
Vor allem wegen seiner schlichten Holzkreuze und weil er geschützt wird von einem dichten Kranz 300-jähriger Linden, gilt der Ort als einer der schönsten Kirchhöfe. An jedem der Bäume hängen Kreuze, die an gefallene Soldaten des Zweiten Weltkrieges erinnern. Die Geschichte dahinter: Kurz vor Kriegsbeginn hatte der damalige Pastor einige junge Männer in die Kirche geholt und ihnen gesagt: „Jungens, es wird Krieg geben, und das ist etwas anderes als ein Fußballspiel. Es ist wohl so, dass ihr nicht alle auf diesem Kirchhof begraben werdet. Einige werden eilig verscharrt, im fremden Land, weit von zu Haus, an einem Weg, in einem Wald, in einem Roggenfeld. Aber auch diese Einzelnen werden nicht vergessen. Geht heraus und sucht für eure Familie eine Linde aus. Dieser Baum bleibt der Familie. Solltet ihr in einem fremden Land fallen, dann darf man ein Kreuz daran hängen mit eurem Namen drauf.“
Noch heute erinnern die Kreuze an den Verlust und den Schmerz so vieler Familien. An einigen Bäumen hängt nur eins und die Familie hatte selbst in der Trauer Grund zur Dankbarkeit, denn an anderen Linden hängen sogar drei oder vier Kreuze.
Info zum Friedensort Wormbach
Von mehreren Orten führten sternförmig Totenwege nach Wormbach. Es ist erwiesen, dass die Wege schon vor 1.000 Jahren existierten. Auch heute noch weisen Flurbezeichnungen auf die Totenwege hin.
Patrick Kleibold
Weitere Friedensort unter www.derdom.de