Beeindruckende Darstellung des Leidens Christi
Packend und berührend gestaltete sich die Premiere der Lippetaler Passionsspiele 2019. Foto: Körtling
Lippetal. Es ist die größte Geschichte aller Zeiten und über 100 Menschen haben sich aufgemacht, um sie auch in diesem Jahr auf die Bühne zu bringen: Die Lippetaler Passionsspiele feierten nun eine beeindruckende Premiere, die nicht nur begeisterte, sondern alle Besucher wirklich berührte.
von Peter Körtling
Die Lippetaler Passionsspiele finden in diesem Jahr bereits zum dritten Mal statt. „Wir sprechen hier inzwischen nicht mehr von Darstellern und Helfern, sondern von unserer Passionsfamilie“, sagte Günter Hegebüscher, der Vorsitzende des Passionsspiele-Vereines. Unmittelbar vor der Premiere, die wie alle Aufführungen in der Albertus-Magnus-Kirche in Lippetal-Hovestadt stattfindet, gab es bei der Premiere aber erst einmal einen Empfang: Zahlreiche Prominente, bis hin zu Weihbischof Matthias König, waren gekommen, um der überregional bekannten und beliebten Tradition beizuwohnen.
Ob es die Nerven oder die Auswirkungen der Jahreszeit waren, weiß man nicht, doch kurz bevor die Aufführung begann, wurde es für die Mitglieder der Passionsfamilie noch einmal aufregend: Zwei Schauspieler hatten sich krankheitsbedingt abgemeldet. Der Ersatz des einen Darstellers ist dank der bewährten Doppelbesetzungen kein Problem. Kritischer wird es aber bei dem ausgefallenen Hohepriester: „Ich kann den Text auch“, ertönt es plötzlich aus der Masse. Einer der Darsteller aus den Massenszenen sagt, er habe den Text bei den Proben immer mitgesprochen. So wird der Schauspieler kurzerhand „befördert“ und erhält eine tragende Rolle.
Dann ist der große Moment gekommen und das zeitlose Spiel beginnt: Dieser Augenblick war besonders für Uwe Molter das Ziel langer Vorbereitungen: Anderthalb Jahre hat sich der Jesus-Darsteller aus Leopoldshöhe auf seine Rolle als Jesus vorbereitet. Kraftvoll und dynamisch, als er die Händler aus dem Tempel vertreibt, dann wieder einfühlsam und still oder kinderlieb und fröhlich – er beherrschte die Klaviatur der Darstellung so gut, dass er die Besucher gleich fesselte. Durch Bekannte hatte er von den Passionsspielen erfahren und auch die Pendelei aus Ostwestfalen gerne auf sich genommen.
Während der langen Vorbereitungszeit waren aber auch im kleinen Ort Hovestadt überall die Vorbereitungen zu sehen: Plötzlich ließen sich ganz viele Männer einen Bart stehen. Einer von ihnen ist Pfarrer Dr. Gerhard Best. Er spielte den Mann, der die Kinder zu Jesus bringt. Dies war nur eine Szene von vielen, die den Besuchern bestens bekannt war: Bevor es zur eigentlichen Passion der Karwoche geht, wird die Ehebrecherin von Jesus gerettet und vieles mehr. Bereits dabei ging besonders das hasserfüllte Rufen unter die Haut, das einen Vorgeschmack auf das bittere „Kreuzigt ihn“ unmittelbar vor dem Finale gab.
Alle Darsteller gaben ihr Bestes und die Zuschauer waren stets gefesselt. Von besonderer Qualität war jedoch die musikalische Begleitung, die sich stets verständlich und aktuell sowie absolut stimmig einfühlte. Die Lieder stammen aus der Feder des Komponisten Siegfried Fietz, einem der Wegbereiter des „neuen geistlichen Liedes“, der auch Bonhoeffers „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ vertont hatte. Der musikalische Leiter, Markus Loessmann, war auch der ursprüngliche Ideengeber zu den Passionsspielen und gemeinsam mit Regisseur Wolfgang Lamminger hat er eine unglaublich aktuelle, packende Inszenierung abgeliefert, die niemals trocken oder altbacken daherkommt.
Zu den tollen Liedern, etwa „Wir bleiben vereint“ in der Abendmahlszene, „Toter Mann“ bei Jesu Verurteilung, wie auch das neue „Jesu du meine Passion“, kamen die Leistungen der Darsteller, vom Kind bis zum Rentner, die tollen Kostüme und auch die Technik, die mit großen und kleinen Kniffen zu einem überwältigenden Gesamtbild beitrug: Beim letzten Abendmahl ist Jesus-Darsteller Molter deshalb so gut zu sehen, da er sich auf einem kleinen Podest befand. Die drei Kreuze standen ganz verlässlich in stählernen Haltern, sodass es auch möglich war, dass sich römische Legionäre auf an den Kreuzen angelehnten Leitern hoch und runter bewegten. Zu guter Letzt sorgte noch die stimmungsvolle Beleuchtung für die richtige Atmosphäre: Ob abgedimmt oder hell erleuchtet, farbig oder mit Punktbestrahlung – alles war absolut passend.