„behütet und bedacht“
„behütet und bedacht“: Die 1 000-jährige Bartholomäuskapelle im Schatten des 950-jährigen Domes.Foto: Ansgar Hoffmann
Drei Dinge brauche der Mensch, sagt Papst Franziskus in dem Kinofilm „Ein Mann seinen Wortes“, drei Dinge, die in seiner Muttersprache, also auf Spanisch, eine schöne Alliteration ergeben: tierra, trabajo, tejado. Erde im Sinne von Heimat oder ein Stück Land, Arbeit und ein Dach, also ein Zuhause.
von Friederike Waldeyer
In der Psychologie steht das Dach als Symbol für Schutz gegen Widrigkeiten, sowohl wetterbedingte als auch menschliche. Von der reinen abschirmenden Funktion eines Daches abgesehen, könnte es von innen betrachtet auch Zuflucht bedeuten, vielleicht sogar Zuflucht im religiösen Sinne?
Seit jeher blicken die Menschen nach oben, wenn sie beten, nach oben zum Firmament, zu Gott, aber sie sehen das Dach der Kirche. So wie ein Pfarrer beim Segnen seine Hand symbolisch über die Gläubigen hält, so hält auch Gott seine Hände schützend über die Menschen. Nun ja, Regen hält er nicht von einem ab und auch vor schweren Phasen im Leben schützt er einen nicht, aber bedeutet nicht auch schon das Vertrauen auf die Präsenz von jemandem, die Chance, sich demjenigen gegenüber zu öffnen, Schutz und Zuflucht?
Ein Dach kann nicht schützen, wenn es nichts hat, worauf es liegen kann. So hat jedes Dach Wände oder Pfeiler, die es tragen und einen behüten ebenso. Sie umgeben einen, man steht nicht außen, sondern ist ein Teil des Inneren. Wenn die Gemeinde nun in Form von lebendigen Steinen das Mauerwerk bildet und somit das Dach trägt, so wird auch die Gemeinde Teil dieses Schutzes. Die Mitmenschen schützen einen und sind für einen da, ebenso wie Gott über einem. Man ist Teil einer Gemeinschaft und von überall geschützt.
Die ganze Libori-Woche wird im und um den Dom herum gefeiert, zum einen der heilige Liborius, aber ebenso auch der Dom selbst. Dieser ist die Mitte von Stadt und Bistum Paderborn und hat als solche eine tiefere Bedeutung für die Menschen. Denn auch der Dom „behütet und bedacht“.
Das Libori-Motto „behütet und bedacht“ steht dieses Jahr besonders im Zusammenhang mit dem 1 000-jährigen Jubiläum der Bartholomäuskapelle und dem 950-jährigen Jubiläum des Paderborner Domes, könnte aber auch ein immerwährendes Motto für eine jede Kirche sein. Denn dies scheint noch immer der Ort zu sein, wo die Menschen am ehesten Zugang zu Gott suchen.