Bemerkenswertes
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Noch einmal kurz zur Beerdigung Helmut Kohls. Vieles hat man durch die umfangreiche Bestattung erfahren, nicht alles hat einen zu interessieren und das, was man besonders gern wissen würde, erst recht nicht. Zwei Dinge waren jedoch bemerkenswert, deswegen seien sie noch mal erwähnt:
von Claudia Auffenberg
Kohl ist zu Hause gestorben und anscheinend blieb sein Leichnam bis zur Beerdigung im Haus. Wir halten fest: Das ist möglich, das ist erlaubt und viele, die es selbst erlebt haben, sagen: Das war gut! Den Mann, den Vater, die Oma noch da zu haben, bei ihr zu sitzen, sich in ihrer Gegenwart zu erinnern, zu erleben, wie unbefangen Kinder mit einem Toten umgehen, das sorgt für heilige Momente und schenkt Erinnerungen, von denen man noch lange, lange zehren kann.
Erinnerungen haben nun nicht nur mit Menschen, sondern auch mit Orten zu tun und das ist das zweite Bemerkenswerte: Wieder und wieder berichteten die Medien von Kohls enger Verbindung zum Speyrer Dom. Als Kind war er mit seiner Mutter dort, hat darin Schutz vor Bomben gefunden, er hat Staatsgäste dorthin geführt, seine erste Frau wurde von dort aus beerdigt und jetzt liegt er selbst in der Nähe begraben.
Es gibt Gebäude, die wichtig sind für die Biografie eines Menschen: das Elternhaus, die Schule und für viele gehört eine Kirche dazu, das kann die Pfarrkirche sein oder auch eine kleine Kapelle. Und dies sind Gebäude, die man im Gegensatz zu Elternhaus und Schule nicht von Natur aus verlässt. Aber sie haben nicht von Natur aus immerwährende Bedeutung. Die muss aktiv gegeben werden. Kohl hat sich von der Geschichte des Doms ergreifen lassen und diese weitergeschrieben. Nun hat nicht jeder einen Dom vor der Haustür und die wenigsten zudem Staatsgäste zu Besuch, aber für unsereins in der Regionalliga könnte man es vielleicht so formulieren: Kirchen sind bedeutend und Kirchen brauchen Bedeutung. Oder noch kürzer: Kirchen brauchen Freunde.