17.04.2020

Besuchsverbot: „Es ist ein Drama!“

Kein Kontakt: Die Besuchsverbote in Krankenhäusern sind eine große Belastung für Pflegebedürftige und Angehörige. In Ausnahmefällen kann der Zutritt zu Sterbenskranken gewährt werden. Foto: Markus Distelrath/ Pixabay

Erzbistum. Gemeinsam draußen die ersten wärmenden Strahlen der Frühlingssonne genießen, die erwachende Natur beobachten– diese kleinen Freuden für Pflegeheim-Bewohner und ihre Angehörigen fallen in diesem Jahr der Corona-Krise zum Opfer. Das landesweite Besuchsverbot, das die aufgrund ihres Alters besonders gefährdeten Bewohner von Pflegeeinrichtungen vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus bewahren soll, schließt jeglichen Kontakt aus.

Was Menschen schützen soll, kann bei sterbenskranken Bewohnern und ihren Angehörigen echte Verzweiflung auslösen: Die Vorstellung, einen geliebten Menschen in seiner letzten Stunde allein lassen zu müssen, ist für sie unerträglich.

Daran können auch die in den Vorschriften verankerten Ausnahmeregelungen für solche Fälle kaum etwas ändern. Denn die werden offensichtlich sehr restriktiv gehandhabt: Im Zweifelsfall wird den Angehörigen der Zutritt verwehrt.

Große Not

„Das ist ein echtes Drama“, sagt Christoph Menz vom Referat Altenhilfe, Hospiz und Sozialstationen beim Diözesan-Caritasverband: „Wir sehen die große Not der Angehörigen.“ Gleichzeitig wirbt er aber für Verständnis: „Die Fälle aus Würzburg und Wolfsburg, wo zahlreiche Pflegeheim-Bewohner an Corona starben, zeigen, wie gefährdet diese Bereiche sind.“ Für die Heimleitungen gehe es um eine „Güterabwägung“: „Sie müssen bei ihren Entscheidungen das Risiko für Bewohner und Personal so niedrig wie möglich halten.“ Wie die bisherigen Fälle zeigten, könne eine Infektion eine Katastrophe auslösen.

Hinzu kommt laut Menz, dass die Heime an die Vorschriften der örtlichen Behörden gebunden sind, die unter Umständen absolut rigoros sein können. Auch deshalb bittet der Caritas-Referent darum, die Entscheidungen der Heimleitungen zu respektieren.

Neue Empfehlungen für die Betreuung

Unterdessen hat die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin gemeinsam mit weiteren Fachgesellschaften und Verbänden wie der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin und dem Bundesverband Trauerbegleitung Empfehlungen für die Betreuung von Sterbenskranken und ihren Angehörigen veröffentlicht. „Die Einschränkungen bei Besuchsmöglichkeiten in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen sowie sämtliche Konsequenzen der Isolation der Corona-Patientinnen und -Patienten sorgen bei vielen für erhebliche psychosoziale, aber auch spirituelle Belastungen“, sagte der Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin, Urs Münch, in Berlin.

Der Verlust körperlicher Nähe etwa belaste Schwerstkranke und Sterbende sehr und könne für Angehörige die Trauerverarbeitung verlangsamen, hieß es. So sei trotz Isolation ein enger Kontakt zu den behandelnden Pflegern und Ärzten ebenso wichtig wie regelmäßiger Kontakt per Telefon, Skype oder über andere digitale Kanäle.

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