21.04.2017

Bewegende Johannespassion in Hamm

Eine zutiefst bewegende Johannespassion wurde in Hamm präsentiert. Foto: Körtling

Hamm. Höchst kunstvoll und bewegend gestaltete sich der Palmsonntag in der Liebfrauenkirche: Vier Solisten, die Mendener Kantorei und das Barockorchester Münster, mit seinen teils historischen In­strumenten, führten unter der Leitung von Dekanatskirchenmusiker Johannes Krutmann die Johannespassion von Johann Sebastian Bach auf. Die rund 200 Besucher zeigten sich zutiefst bewegt.

von Peter Körtling

Die Passionsgeschichte ist in der Theologie von zentraler Bedeutung und hat auch in allen Künsten bedeutende Werke hinterlassen. So ist die Johannespassion die früheste aller erhaltenen Passionsmusiken Bachs und die Aufführung am Palmsonntag war bewusst historisch angelegt. Während die Anlage der Kirchenlieder heute vor allem rhythmisch und vergleichsweise schnell ist, versuchten sich die Musiker am Palmsonntag darin, die im 18. Jahrhundert beschriebenen Orgelzwischenspiele zu präsentieren. Diese, im ersten Moment ungewohnte, Weise Kirchenlieder aufzuführen, irritierte die Besucher kaum: Sie schuf vielmehr ein völlig neues Erlebnis des bekannten Werkes.

Tenor Nils Giebelhausen war der solistische Dreh- und Angelpunkt dieser Aufführung: Er führte nicht nur in der Figur des Evangelisten durch den größten Teil der Handlung, seine Tenor-Arien berührten in ihrer technischen Gekonntheit wie auch besonders durch die länger getimte, klassische Aufführungsweise. Ebenso wie sein Vortrag wussten auch Sopranistin Anna Kristina Naechster, Bass Jens Hamann sowie Christiane Baumann als Alt zu überzeugen. Die Textwiedergabe war gut verständlich und auch die Kantorei insgesamt wusste bei ihren Beiträgen zu beeindrucken.

Besonders der stakkatohafte „Kreuzige, kreuzige“-Gesang, als Pilatus in der zweiten Hälfte die Wahl zwischen Jesus und Barrabas freigab, jagte den Besuchern einen bedrückenden Schauer ein. Ebenso kunstvoll wie auch packend und geradezu bildlich eindrückend, gestaltete der Chor diese Aufführung.

Das Barockorchester fügte sich stets stimmig in das Gesamtwerk ein. Abgesehen von den Solisten trat niemand in den Vordergrund, was der Gesamtdarstellung der Passion Christi seht gut tat. Statt künstlerischer Eitelkeit stand das „Bewusst machen“ im Vordergrund. So gab es keinen großen Applaus, als die Aufführung endete. Nicht, dass die Leistung der Künstler nicht aller Ehren wert gewesen wäre, doch an diesem Tag hatte wohl jeder den Leidensweg Christi vor Augen, was eine tiefe spirituelle Betroffenheit auslöste.

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