Die Einweihung des Gedenksteins war ein emotionales Ereignis. Foto: Körtling
Hamm. Ein ganz besonderer Termin zog am 9. März weit über 100 Besucher zum Caritas-Altenheim St. Vinzenz Vorsterhausen: Dort wurde ein Denkmal gegen Hass und Ausgrenzung eingeweiht. Diese Enthüllung geschah an einem historischen Datum: Exakt dort befand sich früher das Kinderheim Vorsterhausen, aus dem am 9. März 1943 zwei Kinder nach Auschwitz deportiert und ermordet wurden.
Die siebenjährige Maria Sibonus stammte aus Greven und die elfjährige Julitta Krause aus Münster. Sie wurden durch den Staat von ihren Eltern getrennt, ins Heim geschickt und später ermordet, weil sie zur Volksgruppe der Sinti gehörten. So waren an diesem Tag nicht nur zahlreiche Vertreter der Politik und der Caritas vor Ort, sondern auch namhafte Vertreter der deutschen Sinti. Neben Peter Richter, als Vertreter der Hammer Sinti-Gemeinschaft, war auch Oskar Weiss, Vorsitzender der Sinti-Union Köln vor Ort.
„Wir empfinden es als einen schönen Moment, dass man hier unserem Schicksal gedenkt“, sagte Weiss am Rande der bewegenden Zeremonie. Die Sinti lebten seit über 600 Jahren in Deutschland und müssten sich immer noch viel zu oft als Fremde im eigenen Land fühlen, so Weiss. Richter führte aus, dass er die Einweihung dieses Denkmals als eine wirklich tröstliche Geste empfinde. Sie zeige, dass heutzutage ein offenes, ehrliches Mit-
einander herrsche, das aktiv erhalten werden müsse.
Bürgermeisterin Ulrike Wäsche erklärte, es mache sie immer wieder fassungslos, wenn die Geschichte wie hier ein Gesicht bekäme. Sie verlas auch die Nummern, die den kleinen Mädchen vor ihrer Ermordung eintätowiert wurden. Es sei erschreckend, so Wäsche, wenn Menschen zu Nummern würden. Gerade in diesen Zeiten müsse allen, die Hass verbreiten, entschieden entgegengetreten werden.
Das Denkmal, das vom Künstler Wolfgang Kerak treffend gestaltet und an diesem Tag erklärt wurde, entstand auf Initiative der Caritas Hamm, die in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen feiert. Man habe sich bewusst entschieden, vielfältiger, aber nicht beliebiger zu werden, sagte der Caritas-Vorsitzende Elmar Marx. Nur wer seine Wurzeln kenne, könne einen guten Standpunkt finden und ganz anders in einen offenen Austausch treten, ergänzte der Vorsitzende zum bewegenden Blick zurück. Bei der Caritas-Veranstaltung spielte das Rigo-Winterstein-Quartett und eine Fotoausstellung informierte über das alltägliche Leben der Hammer Sinti. Alle Besucher waren zutiefst bewegt.