Beziehungskisten
Foto: Stephanie Hofschläger / pixelio
Neulich hat der Papst mal wieder etwas Schönes gesagt: „Jesus war immer auf dem Weg … Er hat sich nie an Strukturen gebunden, sondern immer an Beziehungen. Die Beziehungen sind das Wesentliche: Begegnung mit Gott und mit den Nächsten. Das sind die alten Kriterien der Kirche, und es sind auch die modernen!“ So hat es Radio Vatikan berichtet.
von Claudia Auffenberg
Nun wäre es sicher zu billig, Beziehungen und Strukturen gegeneinander auszuspielen. Wo Menschen miteinander zu tun haben, braucht es irgendwie verlässliche Strukturen. Sie stabilisieren und ermöglichen viel. Es ist eben einfacher, wenn man weiß, wer den Pfarrheimschlüssel verwaltet. Aber die Strukturen sind immer nachrangig und sie stehen im Dienst der Beziehungen. Kirchesein ist Beziehungsarbeit und die kann jeder ganz einfach leisten. Dazu braucht man kein Studium, keine Weihe und man muss nicht tagelang in irgendwelchen Bildungshäusern sitzen und Flipcharts vollschreiben. Im Evangelium von heute gibt Jesus einen klaren Auftrag: Heilt Kranke, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt Dämonen aus!
Huch, wie soll das alles gehen? Nun, was hilft einem Kranken: Zuwendung, also: Beziehung anbieten. Was holt einen Menschen aus der Isolation? Zuwendung. Was befreit die Ausgestoßenen von ihrem Stigma? Zuwendung. Und was vertreibt dieses düstere Gefühl von Ausweglosigkeit? Zuwendung. Machen wir es konkret: Einen Menschen besuchen, der im Krankenhaus war und jetzt wieder zu Hause ist, das kann jeder ganz einfach tun. Wenn ein pastoraler Raum dies für sich als Aufgabe erkennt: Wunderbar! Darauf warten, dass auf der Tagesordnung des Pfarrgemeinderates ein Platz für dieses Thema frei wird und sich ein Ausschuss bildet, muss aber niemand.
Früher endete die Messe mit „Ite, missa est“, was zu deutsch heißt: Ihr seid gesendet. Heute sagen wir: „Gehet hin in Frieden“ – und für schläfrige Ohren klingt das vielleicht nach: „So, erledigt, jetzt macht es euch bequem.“ So ist es aber nicht gemeint.