01.12.2017

Bis DU kommst in Herrlichkeit

Da liegt was in der Luft… Foto: Nordreisender / photocase

Der jährliche Advent hilft uns warten und wachsam sein für die Wiederkunft des Herrn.

von Manfred Pollmeier

Der Advent in diesem Jahr ist mir viel zu kurz. Ich mag den Advent. Die Advents- und Weihnachtsmärkte, die Gerüche, das Dekorieren der Wohnungen und der Kirche, die heimelige und gemütliche Atmosphäre, die Lieder und das Backen. Und das Gefühl, es liegt etwas in der Luft. Ich habe mir diese Freude in der Adventszeit bewahrt, trotz der vielen Verpflichtungen.

Meine Stimmung passt so gar nicht zum Evangelientext des Markus. Ob die Leser des Evangelisten damals den Text über die Wachsamkeit in freudiger Erwartung gehört haben? Vielleicht mit etwas Bangen und Ängstlichkeit stellten sich die Menschen die Fragen: Sind wir bei den Auserwählten dabei, werde ich wach sein und nicht schlafen, erkenne ich die Zeichen und die Zeit, wenn der Herr kommt? Der Akzent des Evangeliumstextes liegt ganz offensichtlich auf dem Warten. Christen warten anders als Nichtchristen. Es ist nicht ein Warten auf die Geburt eines Babys. Da reicht es, wenn die Mutter Maria sich vorbereitet und wir sie dann im Stall besuchen. Es ist mehr ein Erwarten, eine Art Ausschau halten auf etwas Neues, das wir in jeder heiligen Messe bekennen: „Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit.“

Diese Wachsamkeit, von der Markus spricht, meint auch nicht die Erwartung des persönlichen Todes und die Notwendigkeit, damit zu rechnen. Das wäre auch eine Variante des Advents: sich bewusst zu machen, dass man jederzeit sterben kann und dass es daher wichtig ist, bereit zu sein und damit zu rechnen, ohne jetzt ängstlich durchs Leben zu gehen. Aber das meint im strengen Sinn Markus nicht. Der Evangelist meint tatsächlich die Wiederkunft Christi und das Ende der Welt, und damit den Beginn des Reiches Gottes in seinem vollen Umfang.

Die Leser damals haben sich wahrscheinlich wirklich über diese Nachricht gefreut. Markus dachte ja damals sogar, dass dieses Ende unmittelbar bevorsteht. Heute wissen wir, dass das Ende sich nicht vo­raussagen lässt, und alle Berechnungen eher von den Angstmachern und Scharlatanen prophezeit werden. Advent als Erwachsene ernstnehmen heißt nach unserem bi­b-lischen Text, mit der Begegnung Jesu zu rechnen und sich darauf vorzubereiten. Er gibt die Verheißung, dass eines Tages meine Probleme gelöst sein werden und ich eine Antwort auf all meine Fragen erhalte. Der Advent ist darum keine Kindersache. Und Weihnachten ist mehr als ein Kinderfest. Der Advent hat ein ernstes Gesicht und eine Tiefe, die auch nach Weihnachten ihre Bedeutung behält. Auch ohne Weihnachtsmärkte und süßlichen Duft bleibt der Christ ein wartender, ein adventlicher Mensch.

„… bis DU kommst in Herrlichkeit“ werden Zweifel und die Sehnsucht mich begleiten. Aber diese besondere Zeit erhöht meine Wachsamkeit und lässt mich hier und da spüren, dass etwas Großes schon begonnen hat.

Ich mag den Advent, denn es liegt etwas in der Luft. Und dieses Etwas schenkt mir ein Vertrauen, das mich zu einer neuen Tiefe meines Christseins bringt.

Zum Autor:

Pfarrer Manfred Pollmeier ist Leiter des Pastoralen Raumes Werre-Weser.

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