Caritas-Spes – Da sein, wo wenig Hilfe ankommt

Besuch aus der Ukraine in der Geschäftsstelle des Caritasverbandes für das Erzbistum Paderborn (von links): der ehemalige Diözesan-­Caritasdirektor Josef Lüttig mit seinem Nachfolger Ralf Nolte, ­Pavlo ­Gonczaruk (Bischof von Charkiw-­Saporischschja), Olena Noha, ­Stanislaw ­Szyrokoradiuk (Bischof von Odessa-­Simferopol) und Diözesan-­Caritasdirektorin Esther van Bebber. (Foto: cpd/Markus Jonas)

Die kleine ukrainische Caritas-­Spes hilft den Menschen in dem kriegsgeplagten Land beim Wiederaufbau ihrer Häuser und Wohnungen – mit Unterstützung der Caritas im Erzbistum Paderborn. Eine Delegation aus der Ukraine war jetzt in Paderborn zu Gast und berichtete.

Erzbistum (cpd). Mehr als 100 kriegsgeschädigte Häuser hat die Caritas-­Spes Ukrai­ne mit finanzieller Hilfe des Caritasverbandes für das Erzbistum Paderborn seit dem vergangenen Jahr renovieren können. „300 weitere Häuser stehen auf der Warteliste“, sagte Projektkoordinatorin Olena Noha aus Kiew bei einem Besuch in Paderborn. Mit insgesamt 500 000 Euro hat der Diözesan-­Caritasverband Paderborn die Caritas-­Spes in der Ukrai­ne seit Kriegsbeginn unterstützt.

Vielerorts sind Häuser wie dieses in ­Pivnichna ­Saltivka durch den Krieg beschädigt. Die ukrai­nische Caritas-­Spes hilft mit Unterstützung des Diözesan-­Caritasverbandes Paderborn beim Reparieren und Renovieren. (Foto: Caritas-Spes)
Vielerorts sind Häuser wie dieses in ­Pivnichna ­Saltivka durch den Krieg beschädigt. Die ukrai­nische Caritas-­Spes hilft mit Unterstützung des Diözesan-­Caritasverbandes Paderborn beim Reparieren und Renovieren. (Foto: Caritas-Spes)

Nachdem die Caritas-­Spes sich nach der Invasion zunächst auf die unmittelbare Nothilfe mit Nahrungsmitteln und Unterkunft für die Menschen kon­zentriert hatte, begann sie vor einem Jahr mithilfe des Paderborner Diözesan-­Caritasverbandes ein Wiederaufbauprogramm in den Gebieten, aus denen sich die russische Armee wieder zurückgezogen hatte. Hilfen erhalten alleinerziehende Mütter, Rentner oder Familien wie etwa ­Mykola und ­Iryna K. in ­Selets (Gebiet ­Zhytomyr) an der Grenze zu Belarus. Die Großmutter im Haus wurde durch eine Minenexplosion getötet, der Großvater schwer verletzt. Bei der Explosion wurde auch das Dach des Hauses schwer beschädigt, die Fenster zerschlagen. Nach der Reparatur des Daches, dem Austausch der elektrischen Leitungen und dem Einbau neuer Türen und Fenster war das Haus wieder wetterfest.

Fokus auf kleineren Dörfern

Inzwischen wird das Wiederaufbauprogramm nach dem Vorbild der Paderborner Caritas auch von den Caritas-­Hilfswerken Norwegens, Luxemburgs und der USA unterstützt. So wurden bereits Häuser rund um Kiew, ­Butscha und ­Irpin wiederhergestellt. „Nicht direkt in den Städten, weil dort schon viele Hilfsorganisationen waren“, berichtet Olena Noha. „Wir sind deshalb in die kleinen Dörfer gegangen, wo wenig Hilfe ankommt.“ Dabei konzen­triert sich die kleine Caritas-­Spes mit ihren ukraineweit rund 250 Festangestellten und etwa 500 Freiwilligen auf zunächst wenige Dörfer, wo der Wiederaufbau aber gründlich erfolge, betont Projektleiterin Olena Noha. „Wir wollen nicht, dass Häuser übersehen werden, dass Leute fragen: ‚Warum haben Sie meinem Nachbarn geholfen, mir aber nicht?‘“ 

Hilfe für den, der sich nicht selbst helfen kann

Geholfen wird nach sehr strengen Kriterien: „Wir nehmen Familien mit Kindern, Familien, in denen Menschen mit Behinderung oder alte Menschen leben.“ Wer selbst in der Lage ist, handwerkliche Arbeiten allein oder mit Freunden und Nachbarn zu erledigen, erhält von der Caritas-­Spes zum Beispiel nur die Baumaterialien. „Oder wir geben Bargeld und sie kaufen selbst Baumaterialien.“ Wer sich nicht selbst helfen kann, für den beauftragt die Caritas-­Spes eine eigens für das Projekt engagierte Baufirma, die alle Arbeiten ausführt. Durchschnittlich entstehen so Kosten von rund 2 500 Euro pro renoviertem Haus. Aktuell werden Häuser rund um ­Charkiw und ­Cherson repariert. Für Menschen, die kein Haus mehr haben, das renoviert werden könnte, werden dort im Rahmen eines Pilotprojektes modular angelegte Häuschen aufgebaut. „Damit haben wir gute Erfahrungen gemacht“, sagt Olena Noha. 

Partnerschaft existiert sei den Neunzigern

Die Partnerschaft zwischen dem Paderborner Diözesan-­Caritasverband und der Caritas-­Spes in der Ukrai­ne besteht schon seit den Neunzigerjahren. Damals wurde mithilfe aus Paderborn ein Kinderferiendorf errichtet. In diesem konnten durch die Havarie des Atomkraftwerkes ­Tschernobyl geschädigte Kinder Reha-­Maßnahmen durchlaufen. Angestoßen wurde das Projekt von Bischof ­Stanislaw ­Szyrokoradiuk, damals für die Caritas-­Spes zuständig, heute Bischof von Odessa-­Simferopol. „Der Diözesan-­Caritasverband Paderborn war und ist ein treuer Partner, der immer zur Hilfe bereit ist“, sagte er jetzt bei einem Besuch in Paderborn. „Immer professionell und ohne Bürokratie“ werde konkrete Hilfe angeboten, lobte er. „Gott sei Dank erleben wir große Solidarität und Unterstützung. Viele Menschen kommen in die Kirchen in ­Odessa und brauchen Hilfe. Niemand geht mit leeren Händen, wir haben dank dieser Solidarität immer etwas zu geben.“

Info

Der Caritasverband für das Erzbistum Paderborn leitet Spenden gerne weiter an die Caritas-­Spes in der Ukraine. Spendenkonto DE54 4726 0307 0000 0043 00 bei der Bank für Kirche und Caritas, Stichwort: Ukraine 
­Shortlink zur Spendenmöglichkeit

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