Caspar Lohmanns letzter Wille bewirkt bis heute Gutes
Caspar Anton Lohmann. Repro: BB
Delbrück. Am 25. Oktober vor 150 Jahren verfügte der katholische Kaufmann Caspar Anton Lohmann per Testament einen Teil seines Vermögens zur Errichtung eines Waisenhauses. Noch heute wirkt seine Stiftung als Trägerin des Kinder- und Jugenddorfes Delbrück (KJDD).
von Barbara Brunnert
Der Wohltäter erlag am 21. August 1868 einem Lungenleiden. Drei Jahre später konnte die Stiftung die Arbeit aufnehmen. Für die Waisen entstand eine Notunterkunft im Siechen- und Armenhaus. 1882 zogen die ersten elternlosen Kinder ein. Heutige Vorstellungen von würdiger Unterbringung erfüllte die Notunterkunft nicht. Zudem waren die Räume spätestens 1891 überfüllt.
Mitte September 1902 bewilligten die Behörden den Antrag auf ein eigenständiges Heim in Delbrück. Schon im Oktober feierten 15 Waisen mit Oberin Balduine und drei Schwestern vom Orden der Armen Dienstmägde Jesu Christi aus Dernbach die Einweihung. 1904 entstand eine Kleinkinderverwahranstalt. Ab 1905 nahm das Heim auch „verwahrloste“ Kinder auf.
Die Notjahre von 1918 bis in die 1950er-Jahre überstand die Einrichtung mit Mühe. Die Zahl der Kinder stieg auf 40, darunter viele Evakuierte aus dem Ruhrgebiet.
1971 wurde das neu errichtete Kinder- und Jugenddorf an der Lohmannstraße eröffnet. Der Umzug war dringend notwendig, weil die Belegung auf durchschnittlich 70 gestiegen war. Nach dem Abzug der Dernbacher Schwestern kümmerten sich zuerst Mitglieder vom Institut Vita aus Rietberg um die jungen Leute. 1981 übernahm Johann Paffrath die Verantwortung, im Juni 2005 folgte ihm Ronald Majka. 2006 entstand eine Mutter-Kind-Gruppe. In Kooperation mit dem Kreisjugendamt richtete das KJDD 2010 zwei Schutzstellen für kurzfristige Inobhutnahme ein. 2012 entstanden vier Appartements für Jugendliche, die nur noch teilweise Unterstützung bedürfen.
Heute kümmern sich 41 pädagogische Fachkräfte und 20 Mitarbeiter um 59 junge Menschen in sieben Gruppen. Als Geschenk zum Jubiläum übernimmt die Waisenhausstiftung die erlebnisorientierte Neugestaltung des Außengeländes.