Christenkür
Foto: uroburos / pixabay
Der Heiligabend fällt in diesem Jahr mal wieder auf einen Sonntag, was nicht nur für einen ziemlich kurzen Advent sorgt, sondern auch zu der Debatte führt, ob am 24. Dezember vormittags die Geschäfte öffnen sollen.
von Claudia Auffenberg
Die Diskussion wird mit Inbrunst geführt, obwohl die meisten Läden anscheinend geschlossen bleiben. Sie begründen es übrigens mit der Rücksicht, die sie auf die Mitarbeiterinnen und deren Familien nehmen wollen. Das ist ein interessantes Argument, das man sich merken sollte. Vielleicht kann man es gelegentlich noch mal gebrauchen.
Die Hitze kommt vermutlich deswegen in die Sonntagsöffnungsdebatte, weil die Sache nach Dammbruch riecht und wieder einmal spürbar wird, dass sich etwas in eine Richtung ändert, die einem nicht passt.
Die Frage lautet aber: Was genau ist das Problem, die offensichtliche Konsumlust der Leute oder die Sinnentleerung des Sonntags? Vermutlich hat das eine mit dem anderen zu tun.
Nun sind wir natürlich bei Kirchens auch nicht mehr so naiv, darauf zu hoffen, dass am Sonntag geschlossene Läden automatisch für volle Kirchen sorgen. Trotzdem ist es Christenpflicht oder besser gesagt: Christenkür, den Sonntag zu heiligen, und das bedeutet, dem eigenen Leben die Krone aufzusetzen.
Denn erst mit dem Sabbat, sozusagen dem Vorläufer des christlichen Sonntags, ist der biblischen Überlieferung gemäß die Schöpfung vollendet. Und es war an einem Sonntag, als die Menschheit erfuhr, dass das irdische Dasein nicht alles ist. Mit der Auferstehung Jesu besiegelte Gott, was dieser Mann aus Nazareth gepredigt hatte und was doch im Grunde jeder Mensch weiß: dass es gut ist, wenn wir füreinander da sind, dass die rauschhafte Gier nach immer mehr Geld und Konsum eben nicht ins Paradies, sondern eher in den Abgrund führt, nicht nur den Einzelnen.
An einem Tag der Woche dürfen wir uns dem wirklich Wichtigen, Schönen und Wahren hingeben. Wir Christen wissen, was das ist. Zeigen wir es der Welt!