01.09.2017

Ciao Bella!

Foto: Juergen M / pixabay

Die Ausstellung über den Blick des Nordens auf die Wunder Roms ist zu Ende. Die imposanten Exponate sind zurück in ihre Heimatmuseen.

von Claudia Auffenberg

Was bleibt, ist eine Erkenntnis darüber, was nicht nur Rom der Welt, sondern das Christentum den Menschen „gebracht“ hat, nämlich die Erlaubnis, schwach, ja sogar krank sein zu dürfen oder anders formuliert: dass Schönheit, Makellosigkeit und zur Schau gestellte Kraftmeierei in den Augen Gottes bedeutungslos sind. Zu dieser Erkenntnis konnte man gleich in der Eingangshalle des Diö­ze­sanmuseums gelangen: rechts der riesige Kopf des Kaisers, kein Porträt, sondern das Idealbild eines Menschen, und in der Vitrine gegenüber eine kleine Pillendose, auf deren Deckel eine Blindenheilung zu sehen ist, also auch ein Blinder. So jemand wird gezeigt, weil so jemand Teil der Wirklichkeit ist.

Bis heute ist das ein Wesenszug des Christentums, der unsere Gesellschaft noch immer prägt: Christen sind oft an den Stellen der Wirklichkeit, die nicht so schön sind, weil sie das Elend nicht scheuen (müssen). Nun muss man sagen, dass wie so oft ein gutes Anliegen auch ins Gegenteil verkehrt werden kann. Aus der Erlaubnis, schwach sein zu dürfen, ist in der kirchlichen Verkündigung manchmal das geradezu penetrante Pochen auf die menschlichen Schwächen geworden. Und dann klingt die entlastende Nachricht, dass man Staub ist und zu Staub zurückkehren wird und man sich daher des Lebens freuen darf, und nicht krampfhaft zu versuchen braucht, schön, mächtig und makellos zu werden, dann klingt dies auf einmal sehr bedrohlich im Sinne von: Du bist nichts wert, du bist nur Staub. Aber das ist falsch! Das Bild auf der Pillendose sagt es doch: Das Reich Gottes ist ein Reich der Liebe und der Geliebten, weil all das, was hier auf Erden das Miteinander so schwermacht – Krankheit, Schwäche, Konkurrenzkampf – keine Rolle mehr spielen.

Oder um es etwas griffiger zu sagen, damit man sich das merken kann: Das Reich Gottes ist keine Casting-Show.

 

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