Dabei sein ist alles?
In Bielefeld wurde neulich ein neues Einkaufszentrum eröffnet und das Fernsehen zeigte abends Bilder von heranstürmenden Menschenmassen. Man ist ratlos. Was bringt Leute, junge Leute (!), dazu, sich bei so was morgens früh lange vor der Eröffnung anzustellen?
von Claudia Auffenberg
Verkaufsoffene Sonntage oder das Mitternachtsshopping sind ähnliche Phänomene. Auch da sind die Innenstädte rappelvoll. Was um alles in der Welt ist da los? Ums Einkaufen kann es doch nicht gehen. Es ist ja nicht so, dass man an anderen Tagen sein Geld behalten müsste. Der alte Luther, um auf ihn noch einmal zu kommen, hatte die Frage: Wie bekomme ich einen gnädigen Gott? Heute würde man dies vielleicht so formulieren: Wie bekomme ich Anerkennung oder Wertschätzung für mein Leben? Wo kann ich spüren, dass mein Dasein in dieser Welt von Bedeutung ist, dass ich nicht egal bin? Vielleicht lautet eine mögliche Antwort: Ich bin dabei gewesen. Ich war dort, wo viele waren, ich war Teil von etwas Bedeutendem, ich habe es mit meiner Gegenwart bereichert und wurde selbst bereichert. Kurz: Ich war Zeuge, also bin ich.
Diese Sehnsucht gehört anscheinend zum Menschen. Auch die Kirche bedient sie ja mit diversen Events. Der Unterschied zum verkaufsoffenen Sonntag, so würden wir Christenmenschen das sehen, ist, dass es in der Kirche tatsächlich einen Hinweis darauf gibt bzw. geben sollte, wo man Anerkennung und Wertschätzung für sein Leben bekommen kann: bei Gott nämlich. In der Kirche heißt: in der Bibel, in der Gemeinschaft mit anderen, am Tisch des Herrn.Ach, man würde sich wünschen, dass ein Dr. Luther heute ein paar Thesen an die Tür des neuen Einkaufszentrums hämmerte …