Damit der Glaube wirksam wird
Generalvikar Alfons Hardt (rechtes) und Dirk Wummel, Diözesanökonom und Leiter der Hauptabteilung Finanzen im Generalvikariat, stellten die Bilanz vor. Foto: Nückel
Paderborn. Mehr als 30 Millionen Euro aus Kirchensteuermitteln verwendet das Erzbistum jährlich für die sogenannte „Kategorialseelsorge“, also die Seelsorge für Menschen in besonderen Lebenssituationen.
von Matthias Nückel
„Ich bin die, die Zeit hat“, sagt Pia Biehl. Sie ist seelsorgliche Begleiterin im Marienheim in Siegen. 120 Frauen und Männer leben dort. Die Hauptaufgabe von Pia Biehl ist es, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Ähnlich ist die Arbeit von Martina Niedermaier. Die Gemeindereferentin gehört zum Team der katholischen Krankenhausseelsorge im Klinikum Dortmund-Mitte. „Im Krankenhaus kommen Fragen und Ängste auf, die vorher nicht so bedeutsam waren“, betont sie.
Beide Beispiele werden im Finanzbericht des Erzbistums Paderborn dargestellt. Sie stehen für den Einsatz in der „Kategorialseelsorge“. Dazu gehört die Seelsorge in Krankenhäusern und Einrichtungen der stationären Hilfe, im Gefängnis, an Bahnhöfen, in der Notfall- und Telefonseelsorge sowie für Arme, Wohnungslose, Drogenabhängige und Suchtgefährdete.
„In Deutschland gibt es ein starkes soziales Netz“, sagt Generalvikar Alfons Hardt. Das könne jedoch dazu verleiten, vieles an Institutionen zu delegieren. „Aber das entlässt uns nicht aus der Verantwortung, diesen Menschen Teilhabe und Gemeinschaft zu ermöglichen“, so Hardt. Diese Herausforderung, davon ist der Generalvikar überzeugt, werde in Zukunft noch wachsen. Die Vereinsamung der Menschen ist mittlerweile ein großes Problem.
Das Erzbistum Paderborn stellt sich dieser Herausforderung bereits jetzt. 104 seelsorgliche Begleiterinnen und Begleiter – wie etwa Pia Biehl – sind in den verschiedensten Einrichtungen bereits tätig. Die Menschen in besonderen Lebenssituationen erfahren dadurch Wertschätzung und Begleitung. Durch diese neue Form der Seelsorge werde der Glaube spürbar „wirksam“, so Hardt. „Das ist ein einmaliges Modell in Deutschland“, berichtet der Generalvikar. Aus anderen Diözesen gebe es ein großes Interesse daran.
Verändern wird sich nach den Worten Hardts auch die Arbeit in den Kirchengemeinden. Schon der demografische Wandel – also die Verschiebung der Altersstruktur in der Gesellschaft – führe zu veränderten Bedürfnissen. Und auch der Missbrauchsskandal zeige, dass es in der Kirche zu Veränderungen kommen müsse.
„Wir müssen uns der Vergangenheit stellen“, betont der Generalvikar. „Aber wir haben auch ein Zukunftsbild.“ Damit stelle sich die katholische Kirche im Erzbistum Paderborn den Veränderungen langfristig. Denn die Frohe Botschaft und die Kraft des Glaubens wirke tagtäglich in den Gemeinden.