04.07.2019

Das heilige Paar

Heinrich und Kunigunde im Pfarrwinkel im Paderborner Dom. Foto: Ansgar Hoffmann

Der Heiligenkalender kennt am 13. Juli ein Herrscherpaar, das ausdrücklich als solches gefeiert wird: Heinrich und Kunigunde.

von Claudia Auffenberg

Er wurde 973 in Hildesheim geboren, sie wohl etwa fünf Jahre später in Lu­xemburg. Beide stammen aus Herrscherfamilien, doch ihre Ehe steht im Rufe, eine echte Partnerschaft gewesen zu sein, keine bloß aus politischen Gründen arrangierte Zweckgemeinschaft. Für die echte Zuneigung der beiden spricht, dass die Ehe kinderlos blieb und doch hielt. Ob eine Erkrankung oder ein Gelübde dahintersteckt, wie es die Legende erzählt, muss letztlich offen bleiben.

Jedenfalls war Kunigunde mehr als nur die Frau an seiner Seite, sie war eine echte Mitregentin. Heinrichs Karriere liest sich wie eine einzige Abfolge von Kämpfen und Auseinandersetzungen. Immer musste er um die Macht kämpfen. Eigentlich war er für den geistlichen Stand vorgesehen, doch nach dem Tod Ottos II. wurde er zum deutschen König gewählt. Das klingt für uns demokratisch Geübte nach einem sauberen Verfahren, doch damals gingen damit Intrigen, Kämpfe und Blutvergießen einher. Schließlich wurde er im März 1002 zum König, sie dann am 10. August desselben Jahres in Paderborn zur Königin gekrönt. Seit 1003 ist für sie der Titel „consors regnorum“ bzw. „consors imperii“ belegt, d. h. sie teilten sich die Macht. 1014 wurden sie beide in Rom zu Kaiser und Kaiserin gekrönt und gesalbt. Damit waren sie sakramental legitimiert und als „von Gottes Gnaden“ auf eine gewisse Weise unantastbar. Beide engagierten sich für Reformen in der Kirche, zusammen mit Papst Benedikt VIII. hielten sie eine Sy­node ab, bei der es um Ämterkauf, um den Klerikerzölibat und den Umgang mit kirchlichem Eigentum ging. Während seiner Amtszeit setzte Heinrich rund 60 Bischöfe ein. Gemeinsam gründeten sie das Bistum Bamberg, in dessen Dom sie heute in einem Doppelgrab ruhen.

Ein Thema beschäftigt die Menschen bis heute: die Kinderlosigkeit. ein Herrscherpaar ohne Thronfolger – was ist da los? Bis heute werden kinderlose Ehepaare beäugt, wird getuschelt, wo das Pro­blem liegen könnte – eine belastende Situation. Wie groß muss nun die Last für das Königspaar gewesen sein? Die Legende formt eine fromme Erklärung, die der Josefsehe nämlich, die wiederum der Verleumdung Tür und Tor öffnet: Der Vorwurf des Ehebruchs dringt durch die Ritzen, der ihr angelastet wird, und so kommt es zur „Pflugscharprobe“: Vor dem versammelten Volk läuft Kunigunde über glühende Pflugscharen, ohne eine Verletzung zu erleiden. Damit ist ihre Unschuld bewiesen.

Nach Heinrichs Tod am 13. Juli 1024 führte Kunigunde zunächst vorübergehend die Amtsgeschäfte allein. Als die Nachfolge geregelt war, wandte sie sich dem geistlichen Leben zu. Sie trat als Nonne in das von ihr gegründete Benediktinerinnenkloster Kaufungen ein, in dem ihre Nichte Äbtissin war, und starb am 3. März 1033, wobei das Jahr nicht gesichert ist.

„In der Verehrung des Volkes“, so hat es die Benediktinerin Sr. Corona Bamberg einmal formuliert, „ist sie um einiges lebendiger geblieben als Kaiser Heinrich. Man liebte Kunigunde, während man Heinrich ehrte!“

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