Das Jahrtausend der Mönche – Ausstellung in Corvey
Kirchenvorstand Josef Kowalski, Viktor Herzog von Ratibor und Fürst von Corvey, Pfarrdechant Dr. Hans-Bernd Krismanek, Professor Dr. Christoph Stiegemann, Hans-Hermann Jansen, Dr. Anne Veltrup und Ludger Schwarze-Blanke (von links) im Kapitelsaal. (Foto: Kirchengemeinde Corvey)
Professor Dr. Christoph Stiegemann hat in Corvey die zukünftige Dauerausstellung „Das Jahrtausend der Mönche – Von der Gründung Corveys bis zum Goldenen Zeitalter“ vorgestellt. Sie soll ab 2024 in Corvey zu sehen sein. Die alte Ausstellung mit bedeutenden Leihgaben war in die Jahre gekommen.
Höxter (EB). Dr. Christoph Stiegemann kündigte einen Relaunch in zeitgemäßer didaktischer Anmutung an. Zusammen mit der Kunsthistorikerin Dr. Anne Veltrup aus Münster hat er eine Ausstellung konzipiert, die mit kostbaren Leihgaben der Kirchengemeinde und mithilfe moderner Medien das Jahrtausend der Benediktiner im Weserbogen präsentiert.
Die Ausstellung soll eine Zeitreise von den Anfängen der ersten Kirchengründung in Corvey bis zur neuen Blüte nach dem Dreißigjährigen Krieg werden.
In seinem Vortrag beleuchtete Stiegemann die komplexen Prozesse zur Erneuerung der Dauerausstellung von der Konzeption bis zur Entwicklung der Ausstellungsarchitektur, der wissenschaftlichen Bearbeitung und Präsentation der Exponate bis hin zum Medieneinsatz.
Beispiel: die 1974/1975 bei Grabungen zum Vorschein gekommenen Fragmente eines Wellenrankenfrieses aus der Zeit vor 844 – hier hängt das kostbare Original nicht unter der Decke der Scheitelkapelle, sondern zeigt sich senkrecht und geschützt in einer Vitrine.
Das Erbe der Antike an der Weser
Die Ausstellungsmacher haben eine Lichtdecke für den Raum entworfen, die die umlaufende Rankenmalerei in der ursprünglichen Raum-Situation zeigt und waagerecht von einer vorgelagerten Fachwerkwand abgehängt ist. Der projektbeteiligte Innenarchitekt Ludger Schwarze-Blanke hatte diese Konstruktion entworfen.
Ein weiterer Fund ist nicht minder sensationell: In den Ostteilen der untergegangenen karolingischen Basilika entdeckte der renommierte Corvey-Forscher Professor Dr. Uwe Lobbedey bei Ausgrabungen vergoldete Kupferbuchstaben einer heute verlorenen Inschrift im Chorbereich aus der ersten Bauphase der Kirche, die einzigen ihrer Art nördlich der Alpen.
Die Inschrifttafel ist 3-D-gescannt und millimetergenau reproduziert worden. Die Technik der in der antiken Majuskelschrift Capitalis Quadrata ausgeführten Inschrift findet sich in gleicher Weise etwa am Konstantinsbogen in Rom. Die Mönche aus Corbie haben das Erbe der Antike an die Weser gebracht.
Filme über die Gründungszeit des Klosters
Die erste zwischen 822 und 844 errichtete Klosterkirche wurde auf der Grundlage der archäologischen Funde vom Fraunhofer Institut Darmstadt als dreidimensionale Architektur-Visualisierung realisiert und wird künftig auf einem großen Screen in der mittleren Fensternische der Ostseite zu sehen sein.
In Entstehung sind vier Filme über die Gründungszeit des Klosters, das Leben und Wirken der Benediktiner, die Klosterschule und das Skriptorium der Weserabtei sowie über Corvey im ausgehenden Mittelalter und der frühen Neuzeit.
Die kostbaren Paramenten- und Goldschmiedearbeiten aus dem Besitz der Kirchengemeinde mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder werden aufwendig restauriert ausgestellt. Gezeigt wird dann der Neubeginn nach den Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges.
Raumkunst des Barock
„Nicht statisch für die Ewigkeit, sondern in Bewegung, so will die Raumkunst des Barocks erlebt sein. Mit seiner annähernd vollständig erhaltenen Ausstattung bewahrt Corvey dagegen bis heute ein wunderbares Ensemble des flämisch geprägten Hochbarock“, sagt Professor Stiegemann.
Kostbare restaurierte Messgewänder und Kesselpauken sind Teil der Inszenierung eines barocken Festhochamtes, das den Glauben ganz im Sinne der Zeit nicht nur intellektuell, sondern mit allen Sinnen erfahrbar macht. Ein Drohnenflug durch die Kirche bringt diese Pracht in Bewegung. Alles dient(e) einem Ziel: Der Barock soll sich in der Ausstellung als „Überwältigung durch Schau und Klang“ zeigen.
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