Das Leben hat Saison
So wie sich die Jahreszeiten ändern, ändern sich die Phasen im Leben. Und doch gehört alles dazu. Foto: Andreas Hermsdorf / pixelio
Manchmal fügen sich die Dinge eigenartig: Als Kardinal Degenhardt vor 16 Jahren starb, war rund um den Dom der Pottmarkt schon aufgebaut, Libori bereits in Sichtweite. Im vergangenen Jahr starb der bekannte Gastwirt eines beliebten Paderborner Ausflugslokals auch kurz vor Libori. Und in diesem Jahr starben – wieder kurz vor Libori – zwei Kulturgrößen.
von Claudia Auffenberg
Willi Hagemeier, seit ewigen Zeiten Mitglied im Ensemble des Theaters Paderborn, eine Institution in der Stadt, und „Stani“, ein Kabarettist und wichtiger Kulturveranstalter. Sein Tod reißt ins Libori-Programm eine echte Lücke. Das Libori-Nachtkabarett im Innenhof des Bonifatiuswerkes, für das er der Motor war, fällt aus.
Ein Geistlicher, ein Gastwirt, zwei Künstler. Menschen, die auf ihre Weise für etwas stehen, das mit Libori und den vielen Festen derzeit zu tun hat: nämlich diese andere Frequenz, die eben auch zum Leben gehört, die vielleicht das Leben des Menschen überhaupt erst ausmacht. Anders als die Tiere hat der Mensch einen Sinn für schöne Dinge. Er kann gestalten, kreativ sein, also Dinge erschaffen, er ist Abbild Gottes, des Schöpfers von allem.
Ein Geistlicher, ein Gastwirt, zwei Künstler. Sie stehen auch für den Himmel, für das Mahl und für die Freude, oder um es noch eine Nummer größer zu sagen: für die Sehnsucht, für die Gemeinschaft und für die Suche nach der Wahrheit. Und wir Christen können an dieser Stelle noch einen Schritt weitergehen und zusammenfassen: um Gott. Wem das zu hoch ist, der könnte sagen: Es geht um den Menschen und seine Fähigkeit, über sich hinauszudenken oder aus sich herauszugehen. Darum heißt Leben für ihn nicht nur fressen, überleben, fortpflanzen wie bei den Tieren, sondern auch feiern, genießen, trinken, tanzen, lachen … So gesehen hat das Leben gerade Saison.
Mögen die, denen derzeit zum Feiern zumute ist, dies bedenken und von Herzen feiern. Und denen, die in Trauer sind, mag man Zeit dafür geben. Auch diese Phasen gehören zum Menschsein.