Das Leben offen zeigen
Eine bewegende Zeremonie für bewegende Glaubenszeugnisse gab es in Hamm. Foto: Körtling
Hamm. Die Aktion „Ich packe meinen Koffer“ des Pastoralverbundes Hamm-Mitte-Osten endete in der St.-Agnes-Kirche mit einer bewegenden Zeremonie. Rund 50 Gläubige bewunderten letztmalig die ausgestellten Koffer mit Zeugnissen des persönlichen Glaubens, verfolgten die Ansprachen von zwei der Ausstellenden und die Betrachtungen von Professor Dr. Matthias Sellmann.
Die ausgestellten 20 Koffer waren völlig unterschiedlich gefüllt: Fotos, Bücher, selbst Geschriebenes, Wein, Babyschuhe oder ein Ring. Die Menschen waren aufgefordert, Zeugnisse ihres Glaubenslebens, beglückende wie belastende, einzupacken.
„Da geht man ja regelrecht schwanger mit“, sagte Anna Bakow, die einen Koffer beigesteuert hatte. Was sie hineinpacken solle oder was richtig sei, hätte sie intensiv beschäftigt. „Dabei ist eine Bewertung wie ,richtig‘ natürlich Quatsch“, sagte Bakow. Leben und Glauben seien nicht immer schön.
So war nicht alles, was beim Abschluss zu hören war, einfach schön. Es war jedoch berührend und, vor allem, ermutigend: Nach etwas Orgelmusik begrüßte Pfarrer Bernd Mönkebüscher die Anwesenden. Dann sprachen zwei Teilnehmer über ihr persönliches Glaubensleben: Eine ältere Dame ließ ihr ganzes Leben Revue passieren: Im November 1930 geboren, habe sie eine frohe, aber strenge Kindheit erlebt. Von der Kriegs- und Nachkriegszeit ging sie über den plötzlichen Tod ihres Mannes bis zur Gegenwart. Sie habe sehr guten Kontakt mit ihren Kindern und Enkeln, die alle im Frieden groß geworden seien. Doch auch wenn sie es bedauere, dass sie mit ihrem Vorbild nicht den Glauben bei ihren Kindern geweckt habe, so liebe sie sie.
Der zweite Teilnehmer, ein älterer Herr, erklärte die drei Gegenstände in seinem Koffer: Eine christliche Plakette, ein farbenfrohes Gemälde mit der Unterschrift „Liebe besiegt alles“ und ein Corpus Christi, dem die Arme fehlten. Er würde all seine Habe bereitwillig verschenken, sagte der Mann. Doch dieser Korpus zeige klar, worauf es ankäme: Wir alle haben die Botschaft Jesu, doch habe er nur unsere Arme. Wenn nicht alle anpackten, könne die Frohe Botschaft nicht wirken.
Zu guter Letzt sprach der Bochumer Pastoraltheologe Sellmann: Er sei nur Zuschauer, doch ihn hätte diese Aktion zutiefst bewegt. Er ging erfrischend vielfältig auf die Symbole ein und erklärte abschließend, dass in einer Gemeinde immer das Leben geteilt werde. Jedoch nur selten so offen und kreativ wie bei dieser Aktion.