„Das Werk wird bestehen“
Das Mutterhaus in Salzkotten, hier von der Rückseite fotografiert, wurde zwischen 1870 und 1872 erbaut. Im Hintergrund ist das ursprüngliche, 1863 bezogene Mutterhaus zu sehen. Fotos: Archiv der Franziskanerinnen Salzkotten
Salzkotten. Am 30. Oktober jährte sich zum 160. Mal der Gründungstag der Franziskanerinnen Salzkotten. An diesem Tag bestätigte der damalige Bischof Konrad Martin von Paderborn im Jahr 1860 die Konstitutionen der „Kongregation der Schwestern des heiligen Franziskus, Töchter der heiligen Herzen Jesu und Mariä“, später geändert zu „Franziskanerinnen“. Für die lateinische Übersetzung steht das Ordenskürzel FCJM.
Tag der offenen Tür fällt aus
Eigentlich sollte es zu diesem Jubiläum einen Vortragsabend und einen Tag der offenen Tür für die Öffentlichkeit geben. Wie so vieles jedoch, wurde auch diese Planung aufgrund der Corona virus- Pandemie geändert, und die Schwestern werden das Jubiläum der Gründung ihrer Gemeinschaft ohne öffentliche Veranstaltungen feiern. Es ist ein Jubiläum, das nicht nur in Salzkotten begangen wird, sondern an allen Orten, an denen heute Schwestern der Kongregation FCJM leben: in Deutschland, Frankreich, den Niederlanden, den USA, in Indonesien, Brasilien, Rumänien, Malawi/Ostafrika, Ost- Timor sowie im Generalat in Rom. Aktuell planen Schwestern aus Indonesien einen weiteren Neubeginn in Suriname in Südamerika.
In Indonesien wächst die Gemeinschaft weiter
Während in Europa und den USA, wie bei fast allen Ordensgemeinschaften, die Zahl der Schwestern deutlich zurückgeht, wächst die Gemeinschaft in Indonesien immer mehr. So gibt es in Deutschland noch rund 75 Schwestern der Franziskanerinnen Salzkotten, in Indonesien sind es mehr als 300, und weiterhin treten junge Frauen dort zahlreich in die Gemeinschaft ein.
In Olpe gegründet
Wer war die Ordensgründerin Mutter M. Clara Pfänder? Dazu hat Schwester M. Carola Thomann nach umfangreichen Quellenstudien 2018 das Buch „Die Sonne bleibt oben“ veröffentlicht. Im Jahr 1859/60 gründete die aus Hallenberg im Sauerland stammende Theresia Pfänder zusammen mit zwei jungen Olper Frauen, Regina Löser und Aline Bonzel, die Kongregation und zwar in Olpe. Theresia Pfänder, die 1850 bei den Schwestern der Christlichen Liebe eingetreten war und dort den Namen Schwester Clara erhalten hatte, war nach einem langen Unterscheidungsprozess zu der Entscheidung gekommen, die Schwestern der Christlichen Liebe wieder zu verlassen und eine eigene Kongregation zu gründen. Sie fühlte sich berufen, das kontemplative und aktive Leben stärker miteinander zu verbinden, durch das fortwährende Gebet für die Nöte in Kirche und Welt und die Sorge für die Armen, vor allem für Waisenkinder.
Kulturkampf in Preußen
Nach gut drei Jahren erwies sich die Verlegung des Mutterhauses von Olpe nach Salzkotten als notwendig. Doch bald geriet die Gemeinschaft in die Wirren des sogenannten Kulturkampfes in Preußen: Da die Lehrtätigkeit der Schwestern, die Aufnahme von Postulantinnen und die Entgegennahme von Gelübden aufgrund von staatlichen Gesetzen verboten wurden, schien der Weg der Entwicklung blockiert zu sein. In Bezug auf ordensinterne Befugnisse erwirkte Mutter M. Clara vom bereits inhaftierten Bischof Konrad Martin im Kreisgefängnis von Paderborn eine Geheimvollmacht unter absoluter Schweigepflicht. Der Gebrauch dieser Vollmacht wurde zur Hauptursache für die Zerwürfnisse mit der damaligen Paderborner Geistlichkeit, die 1880 zu der erzwungenen Abdankung Mutter M. Claras führten. Bei ihrem Fortgang aus Salzkotten sprach sie das prophetische Wort „Ich muss untergehen, aber das Werk wird bestehen.“
Späte Rehabilitation der Ordensgründerin
Erst das Auffinden der Geheimvollmacht des Bischofs im Jahr 1977 in Rom und spätere intensive Forschungen „brachten Licht in das Dunkel dieser Finsternis“, wie Schwester M. Carola Thomann formuliert. Der Paderborner Erzbischof Hans- Josef Becker segnete während des Festgottesdienstes aus Anlass der Rehabilitierung der Ordensgründerin im Hohen Dom am 18. Februar 2018 eine Büste und eine Gedenktafel für Mutter M. Clara Pfänder in der Engelkapelle: Hier hat sie nun einen Ehrenplatz an der Seite von Bischof Konrad Martin, von Mutter Pauline von Mallinckrodt und Mutter Theresia Bonzel, den Weggefährten ihrer Zeit.
Dem Erbe verpflichtet
Bis heute fühlen sich die Schwestern ihrem Erbe verpflichtet, ebenso auch die Koinonia- Geschwister in Deutschland, die in diesem Jahr auf ihr 25-jähriges Bestehen zurückblicken sowie die Missionarinnen und Missionare auf Zeit (MaZ), die für ein Jahr in den Hilfsprojekten der Franziskanerinnen und ihrer Partner im Ausland mitleben und mitarbeiten. Im Mutterhaus in Salzkotten gehen die Schwestern außerdem neue Wege beim Aufbau eines „Geistlichen Zentrums“. Dies soll ein Ort sein, an dem auch heute noch Glauben und Leben zusammenkommen, an dem Christusbezug und geschwisterliches Miteinander gelebt und immer wieder neu eingeübt werden kann.