25.05.2016

Das Wirken Gottes spürbar machen

Großer Andrang: Der Gottesdienst fand in und vor der Schlossscheune statt.

Dörentrup. Das gute ökumenische Miteinander haben die verschiedenen christlichen Konfessionen in Lippe gewürdigt. Beim 3. Ökumenischen Kirchentag in Lippe hoben Vertreter von fünf Konfessionen hervor, was sie an der jeweils anderen Konfession wertschätzen.

Etwa 900 Menschen kamen zum Eröffnungsgottesdienst auf Schloss Wendlinghausen in Dörentrup. Wegen des großen Andrangs wurde der Gottesdienst, der in der Schlossscheune gefeiert wurde, nach außen übertragen.

Die Ansprache im Gottesdienst hielt die Katholikin Maria Herrmann, Referentin im Fachbereich missionarische Seelsorge im Bistum Hildesheim. Sie fühlte sich durch das Motto des Kirchentages „Weite wirkt“ an „Der Weltraum – unendliche Weiten“ erinnert, den bekannten Satz aus der Serie Raumschiff Enterprise. Herrmann beschrieb den Blick, den Astronauten auf die Erde haben, den sogenannten Overview- (Überblick) Effekt als Perspektivwechsel „auf den zerbrechlich wirkenden blauen Planeten aus dem All“. Es sei ein weitender Draufblick, der wirke. „Manchmal glaube ich, Pfingsten ist so etwas wie unser Overview-Effekt. Es ist ein Draufblick, ein Perspektivwechsel, der uns in jedem Kirchenjahr geschenkt wird. Pfingsten ist eine Erinnerung an unsere Zusammengehörigkeit. An die Schönheit der Vielfalt. Und an ihre wunderbar verändernde Kraft.“ Wie Astronauten hätten Getaufte eine Mission in diesem Welten-Raum: „Das Wirken Gottes, seine unbändige Kraft, die Leben schenkt, Liebe ist und Weite wirkt, unter den Menschen sichtbar und spürbar zu machen.“Dr. Ellen Ueberschär, Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentags (DEKT), zeigte sich beeindruckt von den vielen Menschen, die am Pfingstmontag zusammengekommen waren: „Es gibt kein besseres Datum, um die Ökumene zu feiern. Wir sprechen unterschiedliche Glaubenssprachen, aber in uns brennt das gleiche Feuer.“

Fünf Konfessionen stehen hinter dem Kirchentag: Die katholische Kirche vertreten durch das Dekanat Bielefeld-­Lippe, die Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche (SELK), die Evangelisch-metho­distische Kirche, die Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinden (Baptisten) und die evangelische Lippische Landeskirche.

Vertreter der Konfessionen drückten ihre Wertschätzung der jeweils anderen Konfession aus. So gefällt Pastorin Nicole Bernardy (Evangelisch-­methodistische Kirche) an der Lippischen Landeskirche, dass „so unglaublich viele Leute zu ihr gehören“, dass sie ein Sprachrohr für Christen sei, aber auch, dass so viele verschiedene Richtungen unter ihrem Dach Platz fänden – Engagierte, Fernstehende, Friedensbewegte, Bibeltreue. Der evangelische Superintendent Holger Postma, würdigte im Gegenzug die musikalische Vielfalt der evangelisch-methodistischen Kirche sowie ihr soziales Engagement: „Aus dem Wort erfolgt bei euch direkt die Tat.“ Pastor Maik Berg­haus würdigte für die Baptisten die Ganzheitlichkeit der katholischen Gottesdienste, die alle Sinne ansprächen – mit festlichen Gewändern, Wechselgesängen und Weihrauch: „Denn die Menschen im 21. Jahrhundert wollen Glauben nicht nur verkopft vermittelt bekommen, sondern möchten etwas erleben und spüren und mit ihrem ganzen Sein mit hineingenommen werden.“ Pfarrer Christian Ritterbach für das Dekanat Bielefeld-Lippe wiederum zeigte sich beeindruckt von der Erwachsenentaufe, wie sie bei den Baptisten üblich ist: „Diese Glaubenstaufe zeigt uns, wie wertvoll es ist, sich bewusst für den Glauben zu entscheiden.“

Mit dem 3. Ökumenischen Kirchentag in Lippe unter dem Titel „Weite wirkt“, sollen die weltweiten Partnerschaften der Christen in Lippe in den Fokus gerückt und über die gemeinsame Verantwortung für Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung nachgedacht werden – weltweit und vor Ort.

An dem Gottesdienst nahmen auch rund 70 Bläser aus evangelischen Posaunenchören unter der Leitung von Landesposaunenwart Christian Kornmaul teil.

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