„… dass der Arme lebt“
„… dass der Arme lebt“
Balve (JK). Über den ermordeten Erzbischof Óscar Romero referierte jetzt Michael Meyer von missio Aachen beim Kolpingforum in Balve.
„Die Ehre Gottes, dass der Arme lebt“ – Óscar Romero (1917 bis 1980) hat sein Leben nach seiner Weihe zum Erzbischof von San Salvador (1977) unter diese Prämisse gestellt. Diese hat er von Irenäus von Lyon (200 n. Chr.) abgeleitet, der gesagt hatte: „Die Ehre Gottes, dass der Mensch lebt.“ Dass Óscar Romero sich als Fürsprecher der Armen sah, wurde ihm letztendlich zum Verhängnis: Am 24. März 1980 wurde er während einer Predigt erschossen.
1917 in einer kleinen Gebirgsstadt an der Grenze zu Honduras geboren, begann Óscar Romero 1937 in San Salvador mit dem Theologiestudium, das er auf Vermittlung eines Bischofes in Rom beendete. 1942 wurde er dort zum Priester geweiht, 1943 kehrte er nach San Salvador zurück. Zunächst arbeitete er als Seelsorger und Redakteur für kirchliche Zeitschriften, 1967 trat er das Amt des Generalsekretärs der Nationalen Bischofskonferenz an und wurde im Februar 1977 zum Erzbischof ernannt.
Romero, so Michael Meyer, sei ein Mann des Wortes gewesen. Bis zu drei Stunden dauerten seine Predigten, die in Radio und Fernsehen übertragen wurden. In seiner Zeit als Erzbischof wurde er zunächst von den Reichen hofiert, „Bekehrung“ wurde dem Geistlichen vorgeworfen, als im März 1977 neben einem langjährigen Freund weitere Priester ermordet worden waren: „Óscar Romero trat danach als Fürsprecher der Kleinen und Armen auf.“ Ganz nah an seinem Volk sei er gewesen, auch als sich die Konflikte mit den Reichen, Militärs und Paramilitärs verstärkten. „Er geriet zwischen alle Fronten“, fasste der Referent den letzten Teil des Lebensweges zusammen.
Dabei sah sich Romero weder als Kapitalist noch als Marxist; beides wurde ihm vorgeworfen. Nur wenige Mitbrüder hielten ihm die Treue, auch als sich seit Februar 1979 Anschlagshinweise auf sein Leben mehrten. „Du sollst nicht töten“ war das Thema seiner Predigt am 23. März 1980 am fünften Fastensonntag. Dieser Aufruf zur Gewaltlosigkeit waren die letzten mahnenden Worte in einer heiligen Messe, denn einen Tag später wurde er nach der Predigt erschossen. Die Hintermänner dieser Tat wurden nie gefasst. Óscar Romero geriet ins Visier der herrschenden Clique, weil er sich auf die Seite der unterdrückten Landbevölkerung und der Gewerkschaften stellte. Sein Mord war Auslöser des Bürgerkrieges, der innerhalb von zwölf Jahren über 75 000 Menschen das Leben kostete.
35 Jahre dauerte der Prozess der Seligsprechung, der 2015 vollendet wurde. Mit der Messfeier wurde zugleich jene Predigt beendet, die Óscar Romero am 24. März 1980 begonnen hatte. Er wurde als Märtyrer für den Glauben anerkannt.