Dem Himmel entgegen
„Auf Mariä Geburt ziehen die Schwalben furt.“ Foto: Augustine / pixelio
Zwei Dinge, so glaubt man sich zu erinnern, habe man in der katholischen Kindheit mal gelernt: Der Marienmonat ist der Mai, irgendwie auch der Oktober und Namenstage sind wichtiger als Geburtstage. Beides stimmt und stimmt auch nicht.
von Claudia Auffenberg
Der Monat mit den meisten Marienfesten ist der September und bei wichtigen Personen feiert die Kirche auch deren Geburtstag liturgisch. Am kommenden Samstag ist Mariä Geburt, der Tag, an dem bekanntlich die Schwalben „furtziehen“.
Das Fest ist eines der ältesten Marienfeste, schon Augustinus predigte darüber. Doch an welchem Tag Maria tatsächlich geboren ist, weiß man natürlich nicht. Das Datum leitet sich vermutlich vom Weihefest der heutigen St.-Anna-Kirche in Jerusalem ab. Diese am Bethesda-Teich gilt der Überlieferung nach als Ort der Geburt Mariens. Jedenfalls kann man dort am Fuß einer langen Treppe eine Geburtsgrotte besichtigen. Anna und Joachim sind die Eltern Marias, sie selbst wurde ohne Erbsünde empfangen. Das wiederum bedeutet, sie war von der ersten Sekunde ihrer Existenz an von Gott ganz und gar angenommen. Das Fest Mariä Empfängnis wird am 8. Dezember gefeiert, neun Monate vor dem 8. September.
Liturgisch gewürdigt werden in der Kirche nur drei Geburtstage: neben dem Marias noch die Geburtstage Jesu und Johannes des Täufers. Das Evangelium des 8. September ist der Stammbaum Jesu, also keine Geschichte, die in besonderer Weise von Maria erzählt, auch die sich unmittelbar anschließende Erzählung von der Geburt Jesu ist in der Version des Matthäus eher die Geschichte Josefs. Er ist der Handelnde. Maria ist im Stammbaum einmal – allerdings an entscheidender Stelle erwähnt: Jakob war der Vater von Josef, dem Mann Marias; von ihr wurde Jesus geboren, der der Christus (der Messias) genannt wird.
Nun ist der Stammbaum kein Dokument der Ahnenforschung, sondern ein theologischer Text. Jesus ist der Christus, auf den es im Alten Bund hinauslief. Maria wird dadurch in beide Richtungen gewissermaßen „zurechtgerückt“: Sie ist „nur“ die Gottesgebärerin, keine Mit-Göttin, doch zugleich ist sie die, die ihm am nächsten steht. Und in dieser Position, wenn man das mal so sagen darf, ist sie den Menschen wichtig geworden. Von ihrer Geburt bis zu ihrer leiblichen Aufnahme in den Himmel gibt es eine Reihe von eigenen Festen, innerhalb des Kirchenjahres findet sich eine Art Marienjahr. Sie ist, so heißt es in einem Text des Bonifatiuswerkes, „der erste Mensch, der Gott vorbehaltlos angenommen hat und die durch ihr Leben dem Himmel entgegenreifte.“ Als solche ist sie Urbild und Vorbild, Patronin und Mutter aller Christen.
Im Erzbistum Paderborn gibt es fünf Kirchen mit dem Patrozinium: in Dringenberg, Dalhausen, Neuenbeken, Hützemert und in Freudenberg. Die dortige Gemeinde lebt das Heilbringende dieses Festes sehr konkret: Die Kollekte am Sonntag nach dem 8. September geht an Bischof em. Bernhard Hombach in Nicaragua. Er ist in Freudenberg großgeworden. Die Kirche selbst, ein sakraler Rundbaum wurde 1963 geweiht. Mit dem Fortfliegen der Schwalben hat Maria übrigens nichts zu tun. Die Menschen haben lediglich beobachtet, dass sich die Vögel rund um dieses Datum auf den Weg nach Süden machen. Und noch eine Wetterregel sei zitiert, bei der man angesichts des Sommers auf die Idee kommen könnte, dass es am 8. September einen leichten Landregen geben möge: Wie sich’s Wetter an Mariä Geburt verhält, so ist’s noch vier Wochen bestellt.