Der Ex-Heilige
Valentinstag – es darf im Leben auch mal kitschig sein. Foto: Kristin Seelig/pixelio
Wenn man sich in kirchlichen Kreisen über den heiligen Valentin informiert, dann hört und liest man solche Sachen wie: Er ist der Patron der Liebe. Er hat als Bischof christliche Paare getraut, deren Trauung staatlich verboten war. Die Kirche segnet gern Liebende, weil die Liebe den Segen Gottes braucht. Und man findet hier und da „Gottesdienste für Verliebte“ am Valentinstag.
von Claudia Auffenberg
Das ist alles wunderschön und herzerwärmend und doch ist man ein bisschen irritiert, weil im Moment in der Kirche so viel über Liebe und Liebende geredet wird, sodass man gar nicht mehr weiß, wer heute mit liebenden Paaren genau gemeint ist und ob man das überhaupt so genau definieren sollte.
Die Verwirrung wird noch größer, wenn man sich daran macht, sich über das Leben des heiligen Valentin zu informieren. Es gibt nämlich mehrere und derart unterschiedliche Legenden und dann auch noch so viele Reliquien, dass eigentlich niemand sagen kann, wer das war und wenn ja, wie viele. Die Kirche jedenfalls hat schon 1969 den Heiligen aus dem liturgischen Kalender gestrichen.
Natürlich gibt es Heilige dieses Namens, auch heilige Bischöfe, einen von Rom, einen von Terni; vielleicht war das aber auch ein und derselbe Mann. Mit irgendwelchen Liebesbräuchen allerdings hatten beide wohl nicht unbedingt zu tun. Dass die am 14. Februar hängen, hat möglicherweise andere Gründe. Zum einen wurde im Mittelalter das Weihnachtsfest vom 6. Januar auf den 25. Dezember vorverlegt, in Deutschland regelte dies die Mainzer Synode im Jahr 813. Mit der Verschiebung des Weihnachtsfestes verschob sich auch das Fest „Darstellung des Herrn“ vom 14. auf den 2. Februar, wo es bis heute gefeiert wird. Damit war der 14. Februar frei bzw. leer. Im alten Rom feierte man an diesem Tag die sogenannten Lupercalien, ein Reinigungs- und Fruchtbarkeitsfest zu Ehren des Herdengottes Faunus. Ob man sich daran erinnert und den freien Tag mit Riten rund um die Liebe gefüllt hat? Niemand weiß das. Sicher ist aber, dass es Bräuche gab, die mit Partnerfindung und Eheschließung zu tun hatten. In England zum Beispiel wurden an diesem Tag junge Leute einander zugelost, eine Valentina zu ihrem Valentin.
Obwohl die Kirche den Heiligen aus dem Kalender gestrichen hat und an diesem Tag der Heiligen Cyrill und Methodius gedenkt, gibt es am 14. Februar allüberall Gottesdienste für Verliebte. Ausgegangen ist diese Initiative übrigens von einem Bischof, den es wirklich gab bzw. gibt, er lebt nämlich noch: der Erfurter Weihbischof Reinhard Hauke. Er hat im Jahr 2000, damals noch Dompfarrer in Erfurt, erstmals mit der evangelischen Pastorin Bärbel Piontek zu einem Segnungsgottesdienst alle eingeladen, die „partnerschaftlich unterwegs sind“: Heute gibt es in vielen Diözesen solche Gottesdienste.
Wir fassen zusammen:
– Der heilige Valentin hat als historische Figur nichts mit Liebenden zu tun. Er ist gewissermaßen zufällig dazu gekommen, weil es an seinem Gedenktag interessante Bräuche zur Paarfindung gab.
– Zu allen Zeiten haben Menschen versucht, die Liebe irgendwie zu zelebrieren, um damit zurechtzukommen. Die Kirche war dabei an ihrer Seite.
– Dinge ändern sich.