16.02.2017

Der Schuh drückt an allen Enden

Wo drückt der Schuh? Das haben sich die CKD-Mitglieder gefragt. Unser Foto zeigt den Regional­arbeitskreis mit dem Gastreferenten Ralf Nolte vom Caritasverband für das Erzbistum Paderborn (v. l.): Ralf Nolte, Raimund Witter (CKD St. Elisabeth Paderborn), die Vorsitzende der Regionalkonferenz Maxine Odenbach (CKD St. Johannes Baptist Wewer), Claudia Hanna (CKD St. Marien Schlangen), Theresia Brinkmann (CKD St. Heinrich Paderborn) und Karsten Hentschel (Koordinator für Caritas vom Caritasverband Paderborn). Foto: Flüter

Paderborn. Die Mitglieder der Caritas-Konferenzen im Dekanat Paderborn haben sich während ihres Bildungstages in Paderborn auf eine Standortbestimmung ihrer Arbeit eingelassen. Dabei wurde deutlich, dass die ehrenamtliche Arbeit der Caritas vor einem Umbruch steht.

von Karl-Martin Flüter

Das Stimmungsbild, das die 80 Frauen und Männer bei ihrem Treffen zeichneten, ließ nicht an Deutlichkeit zu wünschen übrig. Danach ist die ehrenamtliche Arbeit in den Gemeinden zunehmend geprägt von Überforderung und mangelnder Wertschätzung. Die Aufgaben haben sich geändert, aber vielen Caritas-­Konferenzen fällt es schwer, sich auf die veränderten Rahmenbedingungen einzustellen.

„Wo drückt der Schuh?“, hatten die Organisatoren vom Regionalarbeitskreis der CKD im Titel für den Bildungstag gefragt. Die Antwort war ernüchternd: Eigentlich passt der Schuh gar nicht mehr.

Die Caritas-Konferenzen sind ein Fachverband der Caritas und stehen in enger Beziehung zum Ortsverband, dem Caritasverband Paderborn, der die ehrenamtlichen CKDs unterstützt, beispielsweise durch zwei Koordinatoren für Caritas im Dekanat.

Diese hauptamtliche Begleitung ist notwendig, denn das Ehrenamt stößt nicht nur bei der CKD, sondern in allen gesellschaftlichen Bereichen auf immer schwierigere Rahmenbedingungen. Gastreferent Ralf Nolte vom Caritasverband für das Erzbistum Paderborn konnte diese allgemeine Entwicklung einordnen. Zunehmend weniger Menschen wollen sich freiwillig für andere engagieren. Bei den CKDs kommt hinzu, dass sich auch ihre spirituelle und kulturelle Heimat, die Kirchen, rasant verändern: weniger Gläubige, weniger Priester, der Verlust gesellschaftlicher Bedeutung.

Das Erstaunliche an diesem Bildungstag war weniger das drastische Bild, das die Beteiligten zeichneten, sondern die Gelassenheit, sogar Stärke, mit der viele CKD-Mitglieder bereits der Situation trotzen.

Oft kennen sie die Probleme schon lange aus dem Alltag in ihrer Gemeinde und oft genug haben sie aus eigener Motivation Veränderungsprozesse gestartet. Sie fordern jedoch mehr Unterstützung von haupt­amtlicher Seite ein, um tatsächlich einen Neuanfang zu schaffen. Mehr Öffentlichkeitsarbeit, mehr hauptamtliche Unterstützung aus den Gemeinden lauten die Forderungen. Sich selbst nahmen die Teilnehmer des Bildungstages nicht von der Kritik aus. Oft haben sie alte Aufgaben und Zielgruppen verloren, finden aber nur schwer einen Zugang zu neuen Arbeitsfeldern.

Eines dieser neuen Arbeitsfelder war in den letzten Jahren die Flüchtlingsarbeit. Die enorme Herausforderung, so vielen geflohenen Menschen zu helfen, hat viele Caritas-­Konferenzen zusammengeschweißt – und gegen den Trend verzeichneten die CKDs plötzlich einen Zugang an neuen Mitarbeitern und Mitgliedern. Oft waren es engagierte, manchmal auch eher kirchenferne Menschen, die über die Flüchtlinge den Weg in die Caritas-Konferenzen fanden. Weil die CKDs so zu Anlaufstellen und Sammelbecken für alle wurden, die helfen wollen, erlangten sie enorme Bedeutung. Ohne die CKDs wäre die Flüchtlingskrise wesentlich negativer verlaufen.

Aus diesem Ereignis können die Caritas-Konferenzen Selbstbestätigung und Anregungen für die Zukunft gewinnen. Die Flüchtlingsarbeit hat gezeigt: Wenn sich die CKDs mit den großen gesellschaftlichen Fragen auseinandersetzen und offen sind für neue, vielleicht etwas andere ehrenamtliche Mitarbeiter, kann der Umschwung geschafft werden. Um im Bild des Bildungstages zu bleiben: Die Fußstapfen, in die die Caritas-Konferenzen treten, sind groß, aber mit neuem Schuhwerk ist der steinige Weg zu schaffen.

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