Gedicht zu Pfingsten
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Pfingsten
Das schöne Pfingsten zieht herein
Im lieben, gold’nen Sonnenschein
Mit Blumenduft und Singen!
Es jubelt fröhlich nah und fern:
„Gelobet sei der Geist des Herrn,
Der alles ließ gelingen!“
Das schöne Pfingsten zieht herein!
O Herz, auch du sollst glücklich sein
In diesen Freudentagen!
Auch dir soll durch des Geistes Kraft,
Der neues Leben in dir schafft,
Ein Gnadenstündlein schlagen!
Das schöne Pfingsten zieht herein!
Kein Menschenkind steht nun allein,
Vereinsamt und verlassen.
Der Geist, der Wohnung bei ihm macht,
Der seinen Lebensgang bewacht,
Will liebend es umfassen.
Das schöne Pfingsten zieht herein!
Nun sind wir alle, groß und klein,
Befreit von Sündenschmerzen!
Der Geist des Friedens leuchtet mild,
Verklärend uns in Christi Bild,
In den erlösten Herzen!
Das schöne Pfingsten zieht herein!
Ach, stelle deine Zweifel ein
Und stärke dein Vertrauen!
In jeder Not, in jedem Strauß
Hilft dir der Geist des Glaubens aus
Zum siegesfrohen Schauen!
Das schöne Pfingsten zieht herein!
Nun gehe in dein Kämmerlein
Und bete still verborgen!
Der Geist, der dir zur Seite steht
Und mit dir zu dem Vater fleht,
Macht los dich aller Sorgen!
Das schöne Pfingsten zieht herein!
O, öffne deinen Herzensschrein,
Den Tröster zu empfangen!
Er nahet dir zu jeder Zeit,
Enthebet dich der Traurigkeit
Und stillet dein Verlangen!
Das schöne Pfingsten zieht herein!
Nun labe dich am Gnadenwein,
Den Gottes Geist dir spendet!
Er gibt zu deiner Wanderschaft
Stets frischen Mut und neue Kraft,
Bis deine Wallfahrt endet!
Das schöne Pfingsten zieht herein!
Es schwindet deine Seelenpein,
Du sollst nicht unterliegen.
Du wirst, vom Geist des Herrn geweiht,
Im heilig-ernsten Glaubensstreit
Recht kämpfen, herrlich siegen!
Das schöne Pfingsten zieht herein
In Edens diamant’nem Schein,
Wo unsre Kronen winken.
O, hochgelobter Geist der Macht,
Laß uns dereinst in Himmelspracht
Beseligt niedersinken!
Wilhelm Engelhardt (1857 – 1935), Lehrer und Kantor