Die Alten fühlen sich heute jünger
Dr. Werner Sosna, Reinhard Pohlmann, Kirsten Eichenauer und Christoph Menz. Foto: Plamper
Paderborn/Schwerte (emp/pdp). Die Vorbereitungen der Veranstaltungen im Erzbistum Paderborn für die bundesweite Aktion „Woche für das Leben“ vom 9. bis 16. April 2016 haben begonnen. Im Mittelpunkt steht das „dritte“ (ab 60 Jahre) und „vierte“ (ab 80 Jahre) Lebensalter“. Wie gestalten sich die soziale Situation und die Lebenslage älterer Menschen? Antworten gab es in Kooperation mit dem Caritas-Diözesanverband im Bildungs- und Gästehaus des Erzbistums Paderborn Liborianum und in der Katholischen Akademie Schwerte.
„Die Woche für das Leben steht als ökumenische Initiative seit 25 Jahren für den Wert und die Würde des menschlichen Lebens ein“, erläuterte Dr. Werner Sosna in seiner Begrüßungsrede. „Sie will Kirche und Gesellschaft für die Schutzwürdigkeit und Schutzbedürftigkeit des Menschen in allen Phasen seines Lebens sensibilisieren.“
Dass „das Geschenk der Lebensjahre“ auch körperliche und psychische Defizite mit sich bringe, dürfe dabei nicht den Blick „auf die spezifischen positiven Möglichkeiten des Alters“ versperren, so der Diözesanverantwortliche für die „Woche für das Leben“. Um den Impuls zu vertiefen, zitierte er aus dem „Brief an alte Menschen“, den Papst Johannes Paul II 1999 verfasste. „Daher verdienen alle sozialen Initiativen Lob, die es den alten Menschen ermöglichen, sich sowohl körperlich, intellektuell und im Beziehungsleben weiterzubilden, als auch sich dadurch nützlich zu machen, dass sie ihre eigene Zeit, ihre Fähigkeiten und ihre Erfahrung den anderen anbieten…“
Als Referenten waren in der Akademie Schwerte die Oberkirchenrätin Petra-Angela Ahrens vom Sozialwissenschaftlichen Institut der Evangelischen Kirche Deutschlands, der Sozialwissenschaftler Reinhard Pohlmann (Stadt Dortmund) und die Leiterin des Altenzemtrums Bruder-Jordan-Haus in Dortmund, Kirsten Eichenauer, zu Gast.
Eindrucksvoll beschrieb die Oberkirchenrätin Petra-Angela Ahrens mit Hilfe von Grafiken die prognostizierte demographische Entwicklung in den kommenden Jahrzehnten. Insgesamt zeichne sich diese durch eine weiter steigende Lebenserwartung aus und die Bedeutung der älteren Generation nehme zu. Außerdem würde die Chance „auf eine lange Lebenszeit ohne größere Einschränkungen“ und „wachsender Vitalität unter den sogenannten Hochaltrigen“ steigen.
Ihr Fazit: Alter(n) ist Schicksal. „Gesellschaftliche und individuelle Gestaltung können aber manche Schicksalshaftigkeit des Alter(n)s aus dem Weg räumen oder mildern.“ Die bleibende Aufgabe sei, gegen die soziale Ungleichheit und ihre Folgen sowohl gesellschaftlich als auch seitens der Kirche vorzugehen und Lebensfreude durch Selbst- und Mitverantwortung und die gesellschaftliche Teilhabe zu fördern, wenn Interessen und Kompetenzen gefragt seien. Der Referentin war es ein Anliegen, „das Alter nicht auf Defizite zu reduzieren“. Vielmehr gelte es mit einem positiven Blick die Chancen dieser Lebensphase zu betrachten. Nach den von ihr präsentierten Statistiken sehen das die meisten Älteren heute ähnlich. Mehrheitlich würden sie sich jünger fühlen, als sie es nach ihrem in Jahren ausgedrückten Alter sind. Zu beobachten sei eine wachsende Vitalität auch bei den sogenannten „Hochaltrigen“. Dabei gebe es allerdings große individuelle Unterschiede.
Die bereits seit zehn Jahren praktizierte Seniorenarbeit im Quartier am Beispiel des Dortmunder Seniorenbüros beschrieb Dipl. Soz. Reinhard Pohlmann. Ziel ist unter anderem das selbstbestimmte Leben im Alter stärken, Chancen des Alters zu fördern und zu nutzen, beispielsweise durch bürgerschaftliches Engagement, und seniorenfreundliche Wohnquartiere zu entwickeln. Das Handlungskonzept reicht vom Aufbau von Beratungsstellen und Altenhilfenetzwerken in den Wohnquartieren über Seniorenbüros in den zwölf Stadtbezirken bis hin zur Zusammenarbeit der Kommune mit den örtlichen Wohlfahrtsverbänden.
Kirsten Eichenauer stellte die Kommunikation mit älteren Menschen in den Mittelpunkt ihres Vortrages. Kommunikation vermeide Isolation und ermögliche Teilhabe. „Lasse niemals zu, dass du jemandem begegnest, der nicht nach der Begegnung mit dir glücklicher ist“, zitierte die Leiterin des Dortmunder Bruder-Jordan-Hauses Mutter Theresa.
„Kommunikation ist auch eine Frage der eigenen Haltung“, erklärte Eichenauer. Eine große Herausforderung bei Senioren stelle dabei die Kommunikation mit dementiell Erkrankten dar. Den Senioren sei nach wie vor Respekt zu zollen: „Wir begegnen ihnen mit Wertschätzung!“ Zu den hilfreichen Kommunikationsregeln zählten beispielsweise der Blickkontakt und kurze und einfache Sätze. Wichtig sei auch, auf die Gefühle achten, die die Dementen formulierten.
Nach den jeweiligen Vorträgen nutzten die Teilnehmer die Gelegenheit zum Austausch im Plenum. Die Moderation übernahm Christoph Menz, Referatsleiter beim Diözesan-Caritasverband Paderborn. Neben den Fachbeiträgen gaben zudem Exponate der vom Erzbistum München initiierte Imagekampagne „Glück kennt kein Alter“ eindrucksvolle Impulse.