17.03.2017

Die Fastenpolizei

Foto: Thorben Wengert / pixelio

Damit das, was man sich zur Fastenzeit vorgenommen hat, nicht das gleiche Schicksal erleidet, wie die guten Vorsätze zu Jahresbeginn, nämlich frühzeitig dahinzuscheiden, raten Experten dazu, sich eine Kontrollinstanz zu verschaffen. Sprich: Man soll möglichst vielen Menschen davon erzählen, was man sich vorgenommen hat, vielleicht sogar mit ihnen einen Vertrag machen. So stand es neulich in der Süddeutschen Zeitung.

von Claudia Auffenberg

In der Bergpredigt steht bekanntermaßen ziemlich genau das Gegenteil. Jesus rät, es keinem zu erzählen, wenn man gerade fastet und es schon gar nicht mit einem sauertöpfischen Gesicht, weil um Anerkennung heischend, vor sich herzutragen.

Das ist natürlich auch nicht so einfach, denn in einer Zeit, in der die Fastenzeit auf einmal in aller Munde (wow, Wortspiel!) ist, kommt natürlich zwangsläufig irgendwann mal die Frage auf: „Und, hast du dir was vorgenommen?“ Lügen will bzw. soll man ja auch nicht. Also spricht man die Wahrheit. Sagt, was man sich vorgenommen hat und sofort kann man erleben, wie die Gesprächsteilnehmer zur Fastenpolizei mutieren und das Gespräch zum Verhör wird. Ganz übel wird es, wenn man auf die Details eingeht und über Ausnahmen spricht, die man aus Gründen der Barmherzigkeit zu sich selbst ins Fastenprogramm aufgenommen hat. Dann erntet man erst recht Hohn und Spott.

Fasten ist also eines dieser Themen, über die nicht gut zu sprechen ist, weil der eine etwas hören will, der andere nicht reden kann – oder will. Bei manchen Themen ist es auch umgekehrt. Da will man reden, der andere es aber nicht hören: wie einem neulich nachts so furchtbar übel war und man es gerade noch rechtzeitig … – na ja, lassen wir das.

In einer solchen Situation hilft wohl nur der überraschende Themenwechsel und da bietet sich – besonders im Frühjahr – folgende Frage an: „Und, habt ihr schon einen Weihnachtsbaum?“ Probieren Sie es mal.

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